Deutsche Redaktion

Nobelpreisträgerin Tokarczuk sehnt sich nach universeller Narration

09.12.2019 12:03
Olga Tokarczuk hat in Stockholm ihre Nobelrede gehalten. In ihrem Vortrag im Vorfeld der Preisverleihung am Dienstag hat die Laureatin ihre Perspektive auf die zeitgenössische Literatur präsentiert.
Odczyt Noblowski - Olga Tokarczuk
Odczyt Noblowski - Olga Tokarczuk Jonas Ekstromer/TT News Agency via AP/East News

Olga Tokarczuk hat in Stockholm ihre Nobelrede gehalten. In ihrem Vortrag im Vorfeld der Preisverleihung am Dienstag hat die Laureatin ihre Perspektive auf die zeitgenössische Literatur präsentiert und unter anderem unterstrichen, dass die Literatur zu einem "Feld des Erfahrungsaustauschs, einer Agora geworden ist, in der jeder sein eigenes Schicksal erzählen kann". "Es ist ein demokratischer Raum, in dem jeder das Wort ergreifen kann. Vermutlich haben sich noch nie in der Menschheitsgeschichte so viele Menschen mit dem Schreiben und Erzählen befasst."

Im Kontext der allgegenwärtigen Narration aus der Ich-Perspektive, so Tokarczuk, stelle sich die Frage, ob es noch möglich ist, Fundamente für eine ganzheitliche, natürliche, kontextreiche und gleichzeitig verständliche Narration zu finden. "Ich sehne mich nach hohen Blickpunkten und weiten Perspektiven, in denen der Kontext weit über das hinausreicht, was wir erwarten könnten. Ich sehne mich nach einer Sprache, die selbst die unklarste Intuition ausdrücken kann, ich sehne mich nach einer Metapher, die kulturelle Grenzen überschreitet. Und ich sehne mich schließlich nach einer Gattung, die aufnahmefähig und transgressiv ist und den gleichzeitig die Leser überzeugt."

Olga Tokarczuk wird den Literatur-Nobelpreis für das Jahr 2018 erhalten. Für dieses Jahr ist der österrechische Schriftsteller Peter Handke ausgezeichnet worden.

IAR/adn