Deutsche Redaktion

Holocaust-Feierlichkeiten in Yad Vashem eine "Provokation"

23.01.2020 10:45
In Jerusalem beginnen heute die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ´s Auschwitz. Mehr als 30 Staatsoberhäupter haben sich für die Zeremonie angekündigt.
Yad Vashem
Yad VashemShutterstock

In Jerusalem beginnen heute die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ´s Auschwitz. Mehr als 30 Staatsoberhäupter haben sich für die Zeremonie angekündigt. Zu den Rednern zählen Russlands Präsident Wladimir Putin, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Die internationale Konferenz wurde vom Direktor des Museums Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywiński, scharf verurteilt. In einem Interview für die israelische Tageszeitung "Times of Israel" nannte Cywiński die Veranstaltung eine "Provokation".

"Seit Jahren versucht der Veranstalter dieses Forums, es als alternative Gedenkveranstaltung für die Gedenkstätte zu schaffen… Es ist einfach so provokant und unreif, dass ich keine Worte finde, um es zu kommentieren", sagte er.

Der Zeitung zufolge wird das 5. Welt-Holocaust-Forum vom Büro des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin, der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und dem russischen Oligarchen Moshe Kantor organisiert. Polen befürchtet, dass während der Zeremonie der russische Präsident Wladimir Putin erneut Polen für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mitverantwortlich machen könnte.


Piotr Cywiński Direktor des Museums Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywiński

Vor kurzem hat Putin den Hitler-Stalin-Pakt von 1939 einschließlich der Aufteilung Osteuropas zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion verteidigt. Der russische Präsident behauptete, nicht der deutsch-sowjetische Pakt sondern das Münchener Abkommen habe direkt zum Ausbruch des II. Weltkrieges geführt. Geht es nach Putin, hätten die Sowjets im September 1939 mit Polen nicht gekämpft. Die sowjetischen Truppen, so Putin weiter, seien erst in Polen einmarschiert, nachdem die polnische Regierung die Kontrolle verloren habe.

Auch der ehemalige israelische Botschafter in Polen, Schewach Weiss kritisierte vor Kurzem die in Jerusalem geplante Konferenz, nachdem der polnische Präsident bekannt gab, er werde nicht teilnehmen, weil er bei der Veranstaltung nicht sprechen darf. Weiss bezeichnete die Konferenz, als eine Form des Tauschhandels mit der Geschichte.

"Ich nenne es grob beim Namen: Diese Konferenz wird von Moshe Kantor (pol. Wechselstube) organisiert und er organisiert sie wie ein Kantor: Es ist ein Handel mit Geschichte. So etwas macht man nicht", sagte Weiss.


IAR/jc