Deutsche Redaktion

Kriegsreparationen. Formal korrekt, aber "moralisch und politisch" inakzeptabel.

16.06.2020 11:36
Der Vorsitzende der deutsch-polnischen Fraktion im Bundestag Manuel Sarrazin hat ein Reparationsangebot für Polen.
Der Vorsitzende der deutsch-polnischen Fraktion im Bundestag Manuel Sarrazin.
Der Vorsitzende der deutsch-polnischen Fraktion im Bundestag Manuel Sarrazin. wikimedia commons

Der Vorsitzende der deutsch-polnischen Fraktion im Bundestag Manuel Sarrazin hat ein Reparationsangebot für Polen - darüber informiert die polnische Internetseite der Deutschen Welle am Dienstag. Manuel Sarrazin (Bündnis 90/Die Grünen) glaube demnach, dass Berlins grobe Ablehnung von Kriegsentschädigungen aus Polen formal korrekt, aber "moralisch und politisch" inakzeptabel sei. In einem Schreiben soll der deutsche Politiker behaupten, dass es in Warschau eine "allgemeine Enttäuschung" über die konkreten Ergebnisse der deutsch-polnischen Zusammenarbeit gäbe. Laut der Deutschen Welle könnte dies bedeuten, dass nach den Präsidentschaftswahlen in Polen das Thema der Wiedergutmachung auf Regierungsebene wieder aufgenommen werden könnte.

Deutschland könne die Debatte nicht als beendet betrachten, wenn sie für die polnischen Partner und Freunde, die die ersten Opfer des deutschen Angriffs waren, nicht beendet sei, sagte Sarrazin.

Der Vorsitzende der deutsch-polnischen Fraktion im Bundestag soll zudem sechs konkrete Vorschläge einer Wiedergutmachung vorlegt haben. Eine davon, sei die Schaffung eines Fonds durch Deutschland, der die Kosten für die medizinische Versorgung der überlebenden Kriegs- und Besatzungsopfer decken solle. Der zweite Vorschlag, heißt es weiter, sei die Zahlung einer Entschädigung für Kriegsopfer und ihre Kinder, die in den aktuellen Entschädigungen nicht vertreten seien (z. B. für Zwangsarbeit). Sarrazin postuliere auch eine "symbolische Entschädigung" für die Städte, in denen deutsche Kriegsverbrechen begangen wurden.

Die Frage der Wiedergutmachung aus Deutschland kehrte im Juli 2017 aufgrund der Rede von Jarosław Kaczyński auf dem PiS-Kongress zurück. Infolgedessen sei im September 2017 vom Sejm ein Gutachten veröffentlicht worden, aus dem hervorgehe, dass Schadensersatzansprüche während des Zweiten Weltkriegs nicht verjährt seien und Polen nie darauf verzichtet habe.