Deutsche Redaktion

Polnische Klinik will Polen "im Koma" aus Großbritannien aufnehmen. "Das ist Mord!"

20.01.2021 13:13
Eine Klinik in Polen hat angeboten, einen im Koma liegenden polnischen Mann aus einem britischen Krankenhaus aufzunehmen.
Ein polnischer Staatsbrger, der seit November im englischen Krankenhaus im Koma liegt, soll vom lebenserhaltenden Gert abgeschlossen werden. Ein Teil der Familie will das verhindern.
Ein polnischer Staatsbürger, der seit November im englischen Krankenhaus im Koma liegt, soll vom lebenserhaltenden Gerät abgeschlossen werden. Ein Teil der Familie will das verhindern.Archiv

- Es ist kein Problem, den Patienten zu uns zu bringen - sagte Professor Wojciech Maksymowicz, Mitglied des Aufsichtsrats der polnischen Budzik-Klinik, gegenüber Medien. Der Professor, der Neurochirurg und Professor für medizinische Wissenschaften ist, fügte hinzu, dass er wegen des Falls mit Präsident Andrzej Duda in Kontakt stehe und dass die Tatsache, dass dem Mann Nahrung und Wasser verweigert werde, obwohl er ohne fremde Hilfe atme, den Versuch rechtfertigte, ihn nach Polen zurückzubringen.

- Das reicht mir - sagte Professor Maksymowicz. - Es spielt keine Rolle, ob er sich in einem vegetativen Zustand befindet oder ein minimales Bewusstsein hat. In einer solchen Situation muss man dem Patienten die Hand ausstrecken und es versuchen - sagte der Neurochirurg.


Professor Maksymowicz Professor Maksymowicz

Der polnische Bürger liegt seit dem 6. November nach einem Herzstillstand in einem Krankenhaus in Plymouth im Koma. Der Herzinfarkt dauerte 45 Minuten und hat einen von britischen Ärzten als schwer und dauerhaft bezeichneten Hirnschaden hinterlassen.

Das Angebot, den Mann nach Polen zu bringen, könnte jedoch von seiner Frau angefochten werden. Sie hat einen erfolgreichen Antrag des Krankenhauses bei einem Gericht auf Erlaubnis sein Lebenserhaltungssystem auszuschalten unterstützt, damit er während der Palliativversorgung sterben könne. Die Mutter und die Schwester des Patienten in Polen haben jedoch argumentiert, dass der Mann als praktizierender Katholik die Abschaltung der Lebenserhaltung aufgrund seines Glaubens ablehnen würde.

In einer Berufung vor einem englischen Gericht behaupteten sie auch, dass sich der Zustand des Mannes verbessert habe und legten Videobeweise vor, die zeigten, dass er geblinzelt habe, als sie im Raum waren. Eine der Schwestern des Mannes sagte gegenüber Medien:

"Das ist schrecklich und empörend. Er reagiert auf seinen Namen, bekommt Augenkontakt, er weinte, als seine Schwester dorthin ging [ins Krankenhaus]. Das ist Mord! Dies ist der Mord an einem Mann durch Hunger und Dehydration." Obwohl seine Lebenserhaltung bereits zweimal ausgeschaltet wurde, lebt der Mann noch.

Die Mutter und Schwester des Mannes haben die polnische Regierung gebeten in die Angelegenheit einzugreifen und haben den Fall auch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gebracht.

Am Dienstag hat die polnische Sejm-Sprecherin Elżbieta Witek mit der britischen Botschafterin in Polen, Anna Clunes, über die Situation des Mannes diskutiert. Witek gab auch an, dass sie in dieser Angelegenheit an den Sprecher des britischen Unterhauses geschrieben habe.

Am Montag hat Krzysztof Szczerski, der Berater des polnischen Präsidenten Andrzej Duda, die Angelegenheit ebenfalls mit Clunes besprochen.

tfn/pap/ps