Deutsche Redaktion

Außenministerium: "Deutsche Kriegsschäden nicht beglichen"

12.02.2021 10:43
Polens Regierung sieht die Äußerungen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Ostseepipeline Nord Stream 2 als Anlass für eine Debatte um Reparationen für Kriegsschäden.
Politisch ist das Projekt umstritten. Kritiker befrchten, dass es die strategische und wirtschaftliche Bedeutung alternativer Pipelines und traditioneller Transitlnder schwchen knnte.
Politisch ist das Projekt umstritten. Kritiker befürchten, dass es die strategische und wirtschaftliche Bedeutung alternativer Pipelines und traditioneller Transitländer schwächen könnte. nord-stream2.com

Polens Regierung sieht die Äußerungen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Ostseepipeline Nord Stream 2 als Anlass für eine Debatte um Reparationen für Kriegsschäden.

"Wenn die Deutschen finden, dass die vom deutschen Staat im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden nicht beglichen wurden, dann wurden sie in erster Linie nicht gegenüber dem Land beglichen, das im Zweiten Weltkrieg am meisten geschädigt wurde", sagte der polnische Vize-Außenminister Szymon Szynkowski vel Sęk am Donnerstag im Polnischen Rundfunk. Polen habe im Krieg ein Drittel seiner Bevölkerung und einen Teil seines Territoriums verloren.

Auch der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki hat den deutschen Bundespräsidenten für seine Worte kritisiert.

In einem Twitter-Post vom Donnerstag antwortete Morawiecki: "Während ich mit dem deutschen Präsidenten übereinstimme, dass Nachkriegsschulden nicht bezahlt wurden, ist #NordStream2 keine Entschädigung."

Morawiecki fügte hinzu, dass das Projekt "ein Schritt hinter Europas Rücken ist, ein Anti-EU-Projekt, das bald Russlands aggressiver Politik dienen könnte.“

Steinmeier hatte sich am Wochenende in den Streit um Nord Stream 2 eingeschaltet und die Pipeline mit dem Argument verteidigt, dass die Energiebeziehungen fast die letzte verbliebene Brücke zwischen Russland und Europa seien. Er wies in einem Interview der „Rheinischen Post“ darauf hin, dass Deutschland dabei auch die historische Dimension im Blick behalten müsse und erinnerte an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. „Mehr als 20 Millionen Menschen der damaligen Sowjetunion sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Das rechtfertigt kein Fehlverhalten in der russischen Politik heute, aber das größere Bild dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren“, sagte Steinmeier.

Steinmeiers Haltung "unverständlich"

Für die Abgeordnete der regierenden Partei PiS, Joanna Lichocka, sei Steinmeiers Aussage unverständlich und überraschend.

"Mich hat die Form und der Moment seiner Äußerung überrascht. Steinmeiers Haltung zu dem kontroversen Bau ist für mich unverständlich. Die Gasverbindung ist ein antieuropäisches Projekt, dass die EU von Russland abhängig macht. Ich verstehe Steinmeiers Meinung nicht", sagte Lichocka.

Auch der Abgeordnete der liberalen Partei Bürgeplattform (PO), Dariusz Joński, war von Steinmeiers Worten verwundert.

"Mir fehlen die Worte. Es ist ein politisches Projekt, dass zwischen Russland und Deutschland realisiert wird. Man sieht, dass es für diese beiden Staaten eine sehr wichtige Investition ist und das beide Länder determiniert sind, um diesen Bau fertigzustellen."

Auch in der Ukraine hatten die Aussagen Verärgerung ausgelöst.


IAR/pap/afx/jc/ps