Deutsche Redaktion

Ehemaliger US-Befehlshaber in Europa: NATO muss Initiative übernehmen

11.03.2022 16:44
Statt ständig auf die Aktionen des Kremls zu reagieren, müssen die NATO-Bündnispartner eine Methode finden, um die Initiative auf unsere Seite zu bringen, betont der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Bodentruppen in Europa, General Ben Hodges. Vor allem in drei Bereichen könne mehr getan werden, so der Militär. 
Generał Benjamin Hodges
Generał Benjamin HodgesJennifer Wilson (U.S. Navy)

Statt ständig auf die Aktionen des Kremls zu reagieren, müssen die NATO-Bündnispartner eine Methode finden, um die Initiative auf unsere Seite zu bringen, betont der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Bodentruppen in Europa, General Ben Hodges. Geht es nach Hodges, könne die NATO mindestens in drei Bereichen noch mehr tun.

Erstens müsse der Pakt die Lieferung dessen verstärken und beschleunigen, was die ukrainischen Streitkräfte brauchen. Das seien Panzerabwehrwaffen, Flugabwehrwaffen und Munition, aber auch Waffen gegen Schiffe.

Zweitens müsse die NATO die Initiative übernehmen, statt nur zu reagieren. Vielleicht, so der General, sei es daher “an der Zeit, der Ukraine Minen zu geben, um beispielsweise das Problem der Schwarzmeer-Flotte zu lösen oder ihr mehr Möglichkeiten zur Zerstörung von Langstreckenraketen und damit zum Schutz ukrainischer Städte zu geben".

Schließlich sei es auch wichtig, die Initiative im Informationsbereich zu behalten. "Die Ukrainer werden ermordet, das ist geplant, sie werden von den Russen gezielt angegriffen, um ein Flüchtlingsproblem zu schaffen. Daher könnten wir diese Information an die russische Bevölkerung weiterleiten, damit die Russen verstehen, was in der Ukraine geschieht", so der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Bodentruppen in Europa weiter.

“Flugverbotszone wäre ein deutliches Signal an den Kreml”

Die Einrichtung einer Flugverbotszone über die Ukraine, um die Staatspräsident Selenskij wiederholt appelliert hatte, so Hodges, sei “physisch absolut möglich”. Sie würde auch nicht automatisch eine Kriegserklärung bedeuten.“ "Es wäre eine Situation, in der wir eine klare Botschaft an den Kreml senden und sagen: Wir werden unschuldige Menschen schützen, und wenn eines der Flugzeuge versucht, ihnen Schaden zuzufügen, werden sie abgeschossen", sagte der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Bodentruppen in Europa. Die Reaktion des Kremls, so Hodges weiter, wäre natürlich vehement und viele der NATO-Staaten wären beunruhigt. Daher sei es auch so wichtig, dass solche Entscheidungen von allen 30 Partnern mitgetragen werden. Gleichzeitig gebe es “viele andere Dinge, die wir tun können, die eine positive Wirkung haben und die nicht das Risiko einer Eskalation nach sich ziehen würden. Letztlich werden wir aber durch die Drohungen des Kremls abgeschreckt, während wir selbst die Oberhand haben. Wir müssen den Mut haben, das auszunutzen", betonte Hodges.

“Ständige Militärstützpunkte in Osteuropa sinnvoll”

In Bezug auf ständige US-Militärstützpunkte in Osteuropa, einschließlich Polen, habe er seine Meinung vor Kurzem geändert. "Es ist sehr wichtig, die Einheit des Bündnisses aufrechtzuerhalten, aber wir haben sicherlich den falschen Ansatz gewählt, ich selbst habe den falschen Ansatz gewählt. Ich weiß nicht, welche Entscheidung das Kommando der US-Streitkräfte in Europa oder das Verteidigungsministerium treffen wird, aber ich denke, dass ständige Stützpunkte in Polen, Rumänien und den baltischen Staaten wichtig sind", betonte er. Es gehe hier nicht unbedingt um eine sehr große Zahl von Soldaten. Sehr wohl aber um Flugabwehrsysteme, Logistik-Einheiten, Führungs- und Leitsysteme und Vertreter der Informationsdienste. Alles also, was wir als unterstützende Elemente bezeichnen. All dies “würde unsere Abschreckungsmöglichkeiten deutlich verbessern”.


TVN24/ps/adn