Schöllhammer weist darauf hin, dass in den letzten Monaten deutlich geworden sei, dass es vielen europäischen Ländern mehr daran gelegen habe, den Krieg zu beenden, als daran, wer ihn gewinnen würde. Vor allem Deutschland scheine daran interessiert zu sein zu Beziehungen zu Russland, wie vor dem Krieg in der Ukraine, zurückzukehren. Damit stehe Berlin aber nicht allein, heißt es. Nach seiner erfolgreichen Wiederwahl habe Frankreichs Emmanuel Macron gefordert, dass der künftige Frieden in Osteuropa keine unnötige Demütigung Russlands verursachen dürfe. Möglicherweise sollte er sogar territoriale Zugeständnisse an Moskau beinhalten. Der Journalist stellt darüber hinaus fest, dass die Haltung Deutschlands und Frankreichs damit im Widerspruch zu den USA, Großbritannien und Polen stehe.
Angesichts dessen, fährt der Autor fort, sollen sich Vertreter Osteuropas durch die offensichtliche Dominanz westeuropäischer Länder in der EU unterbewertet fühlen. Die Europäische Union, heißt es weiter, sei um Deutschland und Frankreich herum aufgebaut, und beide Länder würden neidisch ihre Position als endgültige Entscheidungsträger in Europa hüten. Sie seien sich auch bewusst, dass durch eine EU mit der Ukraine eine wettbewerbsfähige Achse Warschau-Kiew entstehen könnte, was weder Frankreich noch Deutschland wollen.
Die Ukraine stehe Polen politisch und kulturell näher als Deutschland, was bedeute, dass Deutschlands Stärke in der EU erheblich geschmälert und durch den wachsenden Einfluss Osteuropas ersetzt werden könnte.
WSJ/ps