In einem Interview mit dem amerikanischen Wochenmagazin erklärte Polens Ministerpräsident, dass die US -Regierung erst vor kurzem ihre Ansicht zur kontroversen deutsch-russischen Gasleitung geändert hat, mit der falschen Hoffnung, dass dies helfen wird, die Beziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union zu reparieren. - Deutschland ist nicht die Europäische Union. Deutschland ist Deutschland, und hat seine eigenen Interessen, und es hat sich herausgestellt, dass diese Interessen mit den russischen Interessen ziemlich übereinstimmen (...) - sagte der polnische Regierungschef.
"Aber das ist nicht auf einer Linie mit den transatlantischen Interessen. So gesehen ist Deutschland auf Kollisionskurs mit der transatlantischen Strategie, was seine eigenen Energieinteressen angeht", wurde Morawiecki zitiert.
Laut Morawiecki ist die Entscheidung, einen Teil der Sanktionen gegen die NS2 aufzuheben, nicht nur gegen die Interessen der USA im Hinblick auf die Schwächung der Nachfrage in Europa nach US-Gas, sondern vor allem, weil das Projekt Russland hilft, "Mittel für die militärische Entwicklung und aggressive Politik zu akkumulieren."
- Was gerade passiert ist, geht zu Lasten einer tieferen transatlantischen Einheit. Jetzt wird Russland ein mächtiges Instrument in die Hände bekommen, um die transatlantischen Interessen weiter zu spalten und seine Waffen gegen die Ukraine und Weißrussland einzusetzen, sowohl offen als auch verdeckt. Nichts wird sie [Russland] bei ihrem Marsch tief in die Ukraine aufhalten, denn ihr Gasleitungssystem - ich meine das ukrainische - wird bald nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme von Nord Stream 2 überflüssig werden - bewertete Morawiecki.
Der polnische Premierminister kritisierte auch Washingtons weitere Maßnahmen im Energiebereich, darunter den Stopp neuer Bohrungen und des Keystone-XL-Ölpipeline-Projekts, das die USA und Kanada verbindet. Seiner Meinung nach werden sich diese Entscheidungen auch negativ auf Polen auswirken. - Die Vereinigten Staaten haben erst vor zwei oder drei Jahren begonnen, eine wichtige Rolle in der Ölproduktion zu spielen - jetzt sind sie sogar ein wichtigerer Akteur als Saudi-Arabien. Und ich ziehe es sehr vor, unter einem solchen Schirm zu sein, was sowohl für die USA als auch für den gesamten Globus gut ist. Es ist gut für den demokratischen Planeten, nicht in den Händen der Russen, der OPEC und der arabischen Produzenten zu sein - bewertete der Regierungschef. - Wenn man Amerika also genau dieses Werkzeug vorenthält, denke ich, dass wir gemeinsam, in der transatlantischen Gemeinschaft, geschwächt werden, weil Diktatoren und autokratische Regime, wie viele im Nahen Osten, die Russen und andere, die Preise diktieren werden. Sie werden mehr Geld für terroristische Aktivitäten in der muslimischen Welt haben, sie werden mehr Geld für eine aggressive Militärpolitik haben, und wir werden mehr bezahlen - sagte Polens Regierungschef im Gespräch mit dem Wochenmagazin.