Deutsche Redaktion

75 Jahre Auschwitz-Befreiung - Kein Tag für politische Diskussionen

27.01.2020 10:57
Mehrere Dutzend Delegationen aus dem Ausland sowie Vertreter zahlreicher Organisationen werden sich an den heutigen Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz beteiligen
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Illustrationsbildshutterstock/Brian A Jackson

RZECZPOSPOLITA: Kein Tag für politische Diskussionen

Er hoffe, dass man den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz nicht für aktuelle politische Zwecke missbrauchen werde. Er hoffe auch, dass Polens Präsident sein Grußwort nicht für eine Polemik mit den lügenhaften Anschuldigungen des Autokraten Wladimir Putin nutzen werde, schreibt in seinem Kommentar der Publizist Michał Szułdrzyński. Polens stärkste Waffe sei die Wahrheit, meint der Publizist, am 27. Januar sollte man aber vor allem die Opfer des grauenhaften Verbrechens ehren.

Sofern es um die Tatsachen gehe, so der Autor, gebe es in Bezug auf Auschwitz keine Unklarheiten. Es sei ein deutsches Lager gewesen, dass von Deutschen ausgedacht und betrieben wurde. Es seien auch Deutsche, die kurz vor der Befreiung Dokumente verbrannt und die Krematorien zerstört hätten, um die eigene verbrecherische Aktivität zu verheimlichen. Es sei zugleich die Rote Armee gewesen, die das Lager im Januar 1945 befreit habe. In vielen Teilen Osteuropas bedeute die Ankunft der Rotarmisten eine künftige politische Versklavung, aber für die Auschwitz-Gefangenen bedeute der Einmarsch von ukrainischen Soldaten der sowjetischen Armee eine Befreiung im wahrsten Sinne des Wortes.

Man, lesen wir weiter, sollte auch in Erinnerung behalten, dass es nicht die Polen gewesen seien, die die kleine osteuropäische Ortschaft für den Ort des hauptsächlich an Juden begangenen Massenmordes ausgewählt hätten. Die Polen seien es aber, die sich seit Jahrzehnten für die Erinnerung an die grausame Vergangenheit einsetzen würden. Es gebe Länder in Europa, wo ehemalige Lagergelände in Wohnsiedlungen umgebaut wurden, um die Grausamkeiten der Vergangenheit aus dem Gedächtnis zu verdrängen. Polen hätte die schwierige Ausgabe erfüllt, die Grausamkeiten des II. Weltkriegs nicht vergessen zu lassen.

Bereits 1947 sei durch ein Gesetz des polnischen Parlaments auf den zwei erhalten gebliebenen Teilen des ehemaligen Konzentrationslagers, Auschwitz I und Auschwitz II- Birkenau, das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau errichtet worden. Das KZ Auschwitz gehört seit 1979 zur UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Um eine Identifikation des Lagers mit seiner Lokalisierung in Polen auszuschließen, habe das Welterbekommittee 2007 beschlossen, die offizielle Bezeichnung in „Auschwitz-Birkenau - deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager" abzuändern, schreibt Michał Szułdrzyński in der Rzeczpospolita.

 

FAKT: Die Überlebenden im Vordergrund

Mehrere Dutzend Delegationen aus dem Ausland sowie Vertreter zahlreicher Organisationen werden sich an den heutigen Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz beteiligen, berichtet die Tageszeitung Fakt. Russland werde von seinem Botschafter in Polen repräsentiert, fügt die Zeitung hinzu. Zu den wichtigsten Gästen würden aber die Auschwitz-Überlebenden gehören. Circa 200 ehemalige Häftlinge des KZ´s aus der ganzen Welt würden den heutigen Feierlichkeiten beiwohnen. Sie würden ihre Plätze in der ersten Reihe einnehmen.

Mit einer Zeremonie in Auschwitz, so Fakt, werde heute der Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers vor 75 Jahren gedacht. Am 27. Januar 1945, erinnert das Blatt, hätten sowjetische Truppen das größte deutsche Vernichtungslager erreicht, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet worden seien. Hauptredner bei der Zeremonie in der KZ-Gedenkstätte sind Auschwitz-Überlebende. Auf Auf Reden von Politikern wollten die Organisatoren bewusst verzichten, nur Polens Präsident Andrzej Duda wird in einer Begrüßungsrede das Wort ergreifen, so Fakt.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Linke wollen mit Budka eng zusammenarbeiten

Auch die Wahl des neuen Parteivorsitzenden der größten Oppositionsgruppierung sorgt heute für Schlagzeilen. Borys Budka heißt der Nachfolger von Grzegorz Schetyna. Er wurde mit einer fast 80-prozentiger Mehrheit der Stimmen für diesen Posten gewählt, schreibt das Blatt Dziennik/Gazeta Prawna. Offiziell werden die Ergebnisse wahrscheinlich erst am Mittwoch bekanntgegeben, schon jetzt freuen sich aber die Linken, lesen wir weiter. Die linken Gruppierungen im Parlament erhoffen sich von dem  Machtwechsel in der größten Oppositionspartei eine positive Veränderung und zählen auf eine engere Zusammenarbeit als bisher.

Er hoffe, dass die Opposition in für Polen wichtigen Angelegenheiten künftig mit einer Stimme sprechen werde, sagte Politiker der Linken Krzysztof Gawkowski. Er gehe davon aus, dass man nun Themen, die die Opposition vereinen in den Vordergrund stellen werde. Dem abtretenden PO-Parteichef sei es ab und zu passiert, etwas anzukündigen, und später ganz anders zu handeln.

Die gleiche Meinung äußerte auch der Chef der postkommunistischen Partei SLD. Es schätze den ehemaligen Parteichef Schetyna sehr hoch, doch in der Tat sei der Kontakt mit der PO-Partei in den letzten Monaten sehr kompliziert gewesen, sagt Włodzimierz Czarzasty. Nun hoffe auch er auf eine engere Zusammenarbeit mit der Bürgerplattofrm, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna.

 

Jakub Kukla