Deutsche Redaktion

Der Countdown läuft

19.02.2020 14:02
Man muss sich daran wohl gewöhnen, dass in den kommmenden Wochen der Präsidentschaftswahlkampf in den Presseberichten dominieren wird. Der heutige Pressespiegel ist keine Ausnahme in dieser Hinsicht.
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FAKT: Enttäuschender Start

Heute stellt Präsident Andrzej Duda seinen Wahlstab vor. Im Wahlkampf sollen ihm wichtige Persönlichkeiten der Regierungspartei PiS helfen, heißt es inoffiziell. Parallel dazu beschreibt der  Publizist Łukasza Warzecha in seinem Kommentar für die Tageszeitung Fakt den ersten offiziellen Wahlkampfauftritt des Staatsoberhaupts. Er sei enttäuschend verlaufen, meint Warzecha. Präsident Duda sei zwar sehr professionell aufgetreten, sein Engagement sei sehr authentisch gewesen, doch es mangelte an wichtigen Inhalten. Im Grunde habe der Politiker nur drei Motive angedeutet, lesen wir. Zusammenfassend kündigte Andrzej Duda an, dass er sich weiterhin mit den Menschen direkt treffen wolle. Der Kontakt mit den Menschen zähle in der Tat zu den Stärken seiner Präsidentschaft, meint Warzecha. Außerdem stellte das Staatsoberhaupt fest, dass die PiS- Regierung sehr gut ihre Aufgabe erfülle. Um die Veränderungen aber fortsetzen zu können, müsste er erneut zum Präsidenten gewählt werden. Zuletzt habe Andrzej Duda noch einmal versichert, dass ihm das Schicksal der einfachen Polen sehr am Herzen liege.

Bei dem Auftakttreffen seiner Wahlkampagne stellte der Amtsinhaber kein neues politisches Projekt vor, es habe in seiner Rede keine sozialen oder politischen Ideen gegeben, die die zweite Kadenz definieren sollten. Die einzige Antwort auf die Frage, wieso man Andrzej Duda wählen sollte, lautete, damit PiS künftig weiter regieren könne. Dies sei aber zu wenig, stellt der Publizist fest.

Geht es nach Warzecha richte sich Polens Präsident zur Zeit an die überzeugten PiS-Wähler. Er habe nichts gesagt, dass ihm helfen würden, die Gunst der unentschlossenen Wählerschaft zu gewinnen. Es sei ein völlig anderer Ansatz als noch vor fünf Jahren, als er sich auch um die Stimmen von außerhalb des PiS-Lagers bemüht habe. Vielleicht werde er seine Einstellung noch ändern, nur könnte es dann schon zu spät sein, schreibt Łukasz Warzecha in seinem Kommentar in der Tageszeitung Fakt.

 
DO RZECZY: Kommunikation ohne Kommunikation

Von einer Wirklichkeit für die Informationsblasen typisch seien, schreibt indes in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy der Publizist und Schriftsteller Rafał Ziemkiewicz. Schon Anfang der 90-er Jahre habe sein Kollege, ebenfalls Schriftsteller Jacek Dukaj das Problem mit einem kurzen Satz auf den Punkt gebracht: „er kenne keinen, der nicht die Demokratische Union gewählt hätte“. Dieser Satz zeige die Tendenz vieler Menschen, den Bekanntenkreis nach dem weltanschaulichen Kriterium aufzubauen und mit ähnlich denkenden Menschen zu verkehren. Die Entwicklung der sozialen Medien habe jedoch diese Tendenz zu einer neuartigen Art von Kommunikation verwandelt: Kommunikation ohne Kommunikation. Einzelne Gruppen von Menschen würden sich einfach in eigenen Informationsblasen verschließen, wo sie ohne den Kontakt mit der Wirklichkeit zu unterhalten einfach weiterleben. Zugleich tun auch diejenigen, die gegen eine solche Lebenseinstellung am lautesten protestieren, meint der Publizist.

Als Beispiel beschreibt Ziemkiewicz das Verhalten von Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. In ihrem Nobelvortrag habe sie viel Platz der in Informationsblasen aufgeteilten Wirklichkeit geschenkt. Sie habe diese Entwicklung zugleich scharf kritisiert. Am Tag danach habe sie ein offizielles Twitter-Konto eröffnet, zugleich aber mehreren Vertretern des öffentlichen Lebens, die sehr allgemein gesagt mit dem konservativen Teil der politischen Szene verbunden seien, verwehrt, lesen wir in Do Rzeczy.


RZECZPOSPOLITA: Wohnungen immer teurer

Von steigenden Wohnungspreisen berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita in der neuen Ausgabe. Der Trend  werde noch mehrere Jahre andauern, stellt das Blatt fest. Entscheidend sei daher nur die Frage nach dem Tempo der Erhöhungen. Geht es nach dem Immobilienmarktexperten Jarosław Jędrzyński seien sogar 10-prozentige Steigerungen im Jahr wahrscheinlich. Die steigenden Preise seien seiner Ansicht nach mit den Plänen der Regierungspolitiker verbunden, die bis zum Jahr 2024 den Mindestlohn in Polen auf 4 Tausend Zloty anheben wollen. Die sehr dynamische Situation auf dem Immobilienmarkt in den letzten Monaten des vergangenen Jahres zeige, dass die Kunden diese unausgesprochene Botschaft verstanden hätten: mit der Zeit werde alles teurer.

Der höhere Mindestlohn werde eine Erhöhung des Durchschnittslohns mit sich bringen. Diese werde wiederum höhere Wohnungspreise verursachen. Eine Kreditblase drohe Polen vorerst aber nicht, beruhigt der Experte. Die Gefahr bestünde erst dann, wenn die Wohnungspreise sich von dem Fundament, dass heißt von den Löhnen abkoppeln würden. Dieses Szenario war in den Jahren 2004 bis 2008 sehr wahrscheinlich. Heute seien die Wohnungspreise und die Löhne eng miteinander verbunden, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

Jakub Kukla