Deutsche Redaktion

American Interest: Mitteleuropa muss mit China abrechnen

28.04.2020 12:07
Die Coronavirus-Pandemie werde das derzeitige Modell der Handelszusammenarbeit zwischen mittel- und osteuropäischen Ländern mit China verändern.
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PresseblickPixabay.com/ССO/

Die Coronavirus-Pandemie werde das derzeitige Modell der Handelszusammenarbeit zwischen mittel- und osteuropäischen Ländern mit China verändern. Peking werde sehr an seiner Attraktivität verlieren. Das prognostiziert Wess Mitchell, der ehemalige Assistent des US-Außenministers für europäische und eurasische Angelegenheiten, im amerikanischen Monatsmagazin "The American Interest".

Mitchell sei der Ansicht, dass Geld aus Peking bisher in großem Umfang nach Europa geflossen sei. Der Autor sagt jedoch voraus, dass die Europäer diese Abhängigkeit von China bald bereuen könnten. China werde zwar die weltweit größte Exportwirtschaft bleiben, aber es gäbe Signale, dass Unternehmen in Mitteleuropa ein höheres Risiko für chinesische Lieferungen sehen und versuchen werden, diese zu diversifizieren, bemerkt Mitchell. Seiner Meinung nach müssen Washington und Brüssel nach der Pandemie ihren Einfluss in Mitteleuropa verstärken.

Mitteleuropa, heißt es weiter, habe die Chance, als Gewinner der bevorstehenden Umstrukturierung der globalen Ordnung zu werden. Zumal der Westen die Produktion vieler Waren aus China in kürze verlagern werde, brauche er einen alternativen Investitionsort, der politisch frei und strategisch zuverlässig sei. Mitteleuropa könnte diese Rolle nur spielen, wenn es keine Romanze mit Peking habe, schreibt Wess Mitchell für das amerikanische Monatsmagazin "The American Interest".


Gazeta Prawna: Einfrieren der Wirtschaft führt zum Schwarzmarkt 

Das Blatt Gazeta Prawna schreibt indessen, dass die polnische Regierung vor einer ernsten Wahl stehe. Entweder beginne sie jeden Tag damit Wirtschaftssektoren, die unter Quarantäne stehen, auf kontrollierte Weise aufzutauen, oder die Menschen werden in den Untergrund gehen und auf eigene Hand handeln.

Aus Gründen, die niemand vernünftigerweise erklären könne, bemerkt das Blatt, habe die Epidemie Mitteleuropa in viel geringerem Maße betroffen als westliche Länder. In Polen betrage die durchschnittliche Todesrate pro 1 Million Einwohner 11 Menschen. In Spanien seien es mittlerweile 455. In der Zwischenzeit, heißt es weiter, seien Hunderttausende von Polen einer weit verbreiteten Quarantäne ausgesetzt und könnten ihren Lebensunterhalt nicht verdienen.

Dies könne dem Blatt nach nur zu einem führen - dem Schwarzmarkt. In Polen könnte dies viel schneller und in größerem Umfang geschehen als z.B. in Italien, wo dasselbe berichtet werde. Der Grund - erklärt Gazeta Pawna, die Angst vor der Epidemie sei in Polen viel geringer und schmelze jeden Tag weiter dahin. Man könne mit bloßem Auge sehen, dass Polen immer häufiger in Gruppen durch die Straßen großer Städte ziehen. Im Laufe der Zeit können sich Menschen nämlich, so das Blatt, an die größten Bedrohung gewöhnen, wie man aus Berichten und Büchern über große Epidemien oder Kriege erfahren könne.

Deshalb werden schon bald weder dramatische Warnungen des Gesundheitsministers, noch Appelle der Medien einen großen Eindruck auf einer großen Anzahl von Polen hinterlassen.

In erster Linie werden, dem Blatt nach, die meisten alles tun, um ihren Lebensunterhalt wieder normal zu verdienen. Die ersten Symptome dafür könne man schon in sozialen Medien erkennen, wo Angebote und Nachfragen rasant zunehmen sollen. Natürlich bleibe das Risiko hoch, dass die Anzahl der Krankheitsfälle dadurch zunehmen werde. Falls sich die Entwicklung des Schwarzmarktes jedoch beschleunigen werde, so werde die Epidemie jedoch noch größer sein und alle würden daran verlieren.

Das Resultat - eine noch tiefere Wirtschaftskrise, für die sich kein staatlicher Schutz als stark genug erweisen werde. Die Epidemie verlaufe in Polen unerwartet sanft, heißt es am Schluss, und das gäbe Polen die einmalige Chance, dass der wirtschaftliche Zusammenbruch nicht so tief sein werde wie in Westeuropa. Man müsse nur den Mut finden, lautet als Fazit der Ratschlag der Gazeta Prawna an die Regierung, diese Gelegenheit zu nutzen. 

Piotr Siemiński