Deutsche Redaktion

Polen haben immer weniger Angst vor dem Coronavirus

30.04.2020 13:30
Polen haben immer weniger Angst vor Infektionen und Todesfällen, gleichzeitig wachse die Zahl der Befürworter der Abschaffung von Verboten und des Auftauens der Wirtschaft, schreibt die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza am Donnerstag.
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DGP: Neigt der Westen dem Untergang? 

Das jahrzehntelang anhaltende Sicherheitsgefühl hat die Wachsamkeit des Westens - insbesondere Europas - in tiefen Schlaf versetzt, sagt Politikwissenschaftler und Direktor der Denkfabrik Nowa Konfedracja Bartłomiej Radziejewski in einem Interview mit dem Blatt Dziennik/Gazeta Prawna. Seiner Ansicht nach gelte dieser Vorwurf sowohl für klassische bewaffnete Aggressionen (mit Ausnahme des Terrorismus) als auch für den Krieg gegen Viren und Bakterien. Wie der Politologe bemerkt, töten überall auf der Welt Infektionskrankheiten Tausende. Der Westen aber habe dies vergessen, weil ihn jahrelang keine ernsthafte Epidemie heimgesucht habe. Dies wiederum habe mehrere Auswirkungen.

Nach dem goldenen Zeitalter der Arzneimittelproduktion, bemerkt der Politologe, habe der Westen in den letzten 30 Jahren nur drei vollkommen neue Heilsubstanzen erfunden. Stattdessen, heißt es weiter, würden immer häufiger alte Medikamente verwendet, was dazu führe, dass Mikroorganismen gegen sie resistent werden. In der Zwischenzeit leben wir in einer Zeit der Obsession nach Prognosen. Wir werden ständig mit Informationen bombardiert, um zu beweisen, dass wir die Zukunft kontrollieren. Eine Pandemie wurde ebenfalls erwartet. Viele Veröffentlichungen, sollen seit langem vor dem möglichen Ausbruch einer Pandemie gewarnt haben. Trotzdem seien wir unvorbereitet. Einerseits werden wir mit fehlerhaften Wirtschaftsprognosen überflutet, andererseits haben wir ernsthafte Warnungen vor Epidemien, die ignoriert werden.

Dieser Zustand habe schwerwiegende Folgen, überzeugt Radziejewski. Nicht nur Menschen sterben, es verändere sich auch das Kräfteverhältnis in der Welt. Vielleicht werde, wie es nach dem wirtschaftlichen Absturz im Jahr 2008 der Fall war, China dank der Pandemie gestärkt. Und das bedeute, lautet seine Schlussfolgerung, dass der Ruhm des Westens schneller als prognostiziert, enden könnte.


Gazeta Wyborcza: Polen haben immer weniger Angst vor dem Coronavirus 

Polen haben immer weniger Angst vor Infektionen und Todesfällen, gleichzeitig wachse die Zahl der Befürworter der Abschaffung von Verboten und des Auftauens der Wirtschaft, schreibt die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza am Donnerstag.

In den letzten zwei Wochen, habe sich die Bewertung der Pandemie-Situation in Polen größtenteils geändert. Fast ausnahmslos sollen, der GW nach unter Berufung auf eine akademische Analyse, die Ängste und negativen Bewertungen der potenziellen Auswirkungen der Pandemie abgenommen haben. In der Untersuchung sollen Polen nach ihren Bedenken hinsichtlich der Epidemie befragt worden sein - sowohl hinsichtlich einer Infektion und des Todes durch Coronaviren als auch hinsichtlich der Wirtschaft, ihrer Arbeit und ihrer Fähigkeit, Kredite zurückzuzahlen. "GW" zeigt dabei an, dass die Ängste unter Polen abnehmen, obwohl nach offiziellen Angaben die Zahl der durch das Coronavirus verursachten Infektionen und Todesfälle zugenommen habe.


Piotr Siemiński