Deutsche Redaktion

Ein kurzer Weg zur Paranoia

15.05.2020 13:10
Experten sollen zunehmend vor der zweiten Welle des Coronavirus im Herbst warnen. In einigen Bereichen könnte diese gefährlicher sein als die erste - es gehe um Information und das Vertrauen der Bevölkerung. 
Image by fernando zhiminaicela from Pixabay
Image by fernando zhiminaicela from Pixabay Pixabay License

Michał Szułdrzyński schreibt in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita über die potentiellen Auswirkungen des politischen Konflikts auf die Handhabung der SARS-CoV-2-Epidemie. Experten sollen zunehmend vor der zweiten Welle des Coronavirus im Herbst warnen. Ein Teil der Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen, hätten Polen bereits im Blut. Die neue Welle würde daher wahrscheinlich keine erneute vollständige Sperrung des sozialen Lebens ausrufen, da sich Polen einige soziale Gewohnheiten angeeignet haben, wie Händewaschen oder Maskentragen. In einigen Bereichen könnte die zweite Welle jedoch gefährlicher sein als die erste, warnt Szułdrzyński. Es gehe um Information und das Vertrauen der Bevölkerung. Die Wechselbeziehung sei hierbei sehr einfach. Wenn die Bürger dem Staat vertrauen, dass er korrekt über den Verlauf der Epidemie und über Abhilfemaßnahmen informiere, müsse weniger nach alternativen und verschwörerischen Erklärungen gesucht werden. Es gäbe auch weniger Raum für Fehlinformationen. Wo es allerdings an Vertrauen mangele, gäbe es Raum für schädliche Theorien, aber auch weniger Akzeptanz für die von der Regierung auferlegten Strenge.

Die Opposition habe das Recht, die Regierung zu kritisieren. Das Problem entstehe aber, wenn diese Kritik zu einer völligen Untergrabung des Vertrauens in den Staat führe. Einige liberal gesinnte Menschen, bemerkt der Autor in seinem Umfeld, sollen Thesen verkünden, dass die Regierung in allem falsch liege und in Polen das wahre Ausmaß der Epidemie vor der Bevölkerung verberge, um es erst nach den Wahlen zu offenbaren. Der Druck von Seiten der Opposition mache zwar Sinn, erklärt Szułdrzyński, aber nur, wenn ihre Handlungen zu einer Zunahme der Anzahl von Tests führen oder wenn sie die Regierung zu mehr Transparenz dränge. Dies liege zweifellos im öffentlichen Interesse. Wo das Coronavirus aber zum Feld des totalen Konflikts zwischen Regierung und Opposition werde, so der Autor, seien Wahrheit und Vertrauen die ersten Opfer. Von verständlicher Vorsicht gegenüber der Regierung über Misstrauen bis hin zu Paranoia, sei der Weg nur sehr kurz. 

ps