Deutsche Redaktion

Neue Wahlkampfdynamik

25.05.2020 10:44
Nach dem Kandidatenwechsel in der Bürgerplattform wird die schablonenhafte Wahlkampagne für Amtsinhaber Andrzej Duda zunehmend zum Problem. Mehr zu den neuesten Umfragen, politischen Analysen in der aktuellen Presseschau.  
Spotkanie Andrzeja Dudy z wyborcami
Spotkanie Andrzeja Dudy z wyborcamiPAP/Wojciech Olkuśnik

RZECZPOSPOLITA: Neue Wahlkampfdynamik

 

Die nahende Präsidentschaftswahl gehört zu den heißesten Themen in den Presseberichten. Nachdem die größte Oppositionspartei Bürgerplattform (KO) ihren Kandidaten ausgewechselt hat, ist eine neue Wahlkampfdynamik zu verzeichnen. Warschaus Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski schneide als Präsidentschaftskandidat wesentlich besser ab, als seine Vorgängerin Małgorzata Kidawa-Błońska, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Einer neuen Umfrage sei zu entnehmen, dass es bei der Wahl zum zweiten Durchgang kommen würde. Favorit bleibe der amtierende Präsident Andrzej Duda. Laut der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ibris, würden um die 42 Prozent der Befragten ihre Stimme Duda geben. Bei der Stichwahl müsste das Staatsoberhaupt aber den Kampf mit dem oppositionellen Politiker Trzaskowski aufnehmen. Dem Vizechef der Bürgerplattform würden momentan 23 Prozent der Wähler vertrauen, lesen wir.

An dritter Stelle platzierte sich der ehemalige Fernsehentertainer Szymon Hołownia mit seinen 11 Prozent. Die restlichen Kandidaten seien derzeit nicht im Stande, die 10 Prozent-Hürde zu überspringen, informiert die Tageszeitung. 7 Prozent der Befragten wüssten bisher noch nicht, wen sie bei der Präsidentschaftswahl unterstützen würden, so Rzeczpospolita.

 

DO RZECZY: Imageprobleme vs. Frische Hoffnung

Auf die neue politische Situation nach der verschobenen Wahl vom 10. Mai bezieht sich auch der Politikwissenschaftler, Professor Wawrzyniec Konarski im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy. Der Präsident habe ein ernstes Problem, stellt der Wissenschaftler fest. In den letzten Tagen habe Andrzej Duda einen deutlichen Verlust an Zustimmung verzeichnet. Grund dafür sei eine gewisse Schablonenhaftigkeit seiner Wahlkampagne. Und das Auftauchen eines neuen Konkurrenten, auf das sowohl der Präsident, als auch sein Team nicht vorbereitet gewesen seien. Die Unbeholfenheit des Wahlstabs von Duda erinnere den Politologen an die misslungene Kampagne des vorherigen Präsidenten Bronisław Komorowski, der sich 2015 um seine zweite Amtszeit bemüht, letztendlich aber den Kampf letztendlich mit dem politischen Neuling Andrzej Duda verloren habe. 

Sein politisches Auftreten und seine Argumente seien seit damals im Grunde unverändert geblieben, führt Konarski fort. Andrzej Duda wiederhole sich immer wieder. Es sehe so aus, als ob es keine frischen Ideen für diesen Wahlkampf gäbe. Diesen Mangel an Unverbrauchtheit hätten auch die Wähler mitbekommen. Um am Zug zu bleiben, müsste Duda nun mehrere wichtige Aktivitäten unternehmen, und dabei der Wählerschaft eine neue Dimension seiner politischen Persönlichkeit offenbaren, mein Professor Wawrzyniec Konarski.

Geht es nach dem Politologen, sei die Ernennung von Rafał Trzaskowski zum Präsidentschaftskandidaten eine gute Entscheidung gewesen. Die Bürgerplattform habe in den letzten Jahren sehr viele Fehler begangen, sie habe es nicht geschafft, sich als Anführer der gesamten Opposition zu etablieren. Trzaskowski sei ein Vertreter des jüngeren Flügels der Partei, dass mit den Fehlern der älteren Kollegen und dem zynischen Machtkampf in der Partei nicht direkt in Verbindung gebracht werde. Seine Kandidatur könne als ein Katalysator wirken, der diejenigen mobilisieren werde, die den Glauben an die Wirksamkeit dieser Partei schon verloren haben, so Professor Konarski im Gespräch mit der Wochenzeitung Do Rzeczy.

 

SUPER EXPRESS: Wahlkampfeinkäufe

Auf den Suche nach neuen Wählern habe sich indes Präsident Duda am Wochenende nach Garwolin begeben, schreibt die Tageszeitung Super Express. Das Staatsoberhaupt habe kleine Einkäufe auf dem dortigen Wochenmarkt erledigt- selbstverständlich in Begleitung von Fernsehkameras und Journalisten. Mit einer neuen Mehrwegtasche in der Hand habe das Staatsoberhaupt Obst und Gemüse eingekauft. Nach wenigen Minuten seien Erdbeeren und Himbeeren in der Tasche des Präsidenten gelandet. Kurz darauf habe sich Andrzej Duda auch für Möhrchen entschieden. Der Tageszeitung sei jedoch aufgefallen, dass die Preise bei den Produkten nicht angegeben worden seien.

Geht es nach dem Blatt, sei das kein Zufall gewesen. Die Obstpreise seien in diesem Jahr sehr hoch. Für ein Kilo Erdbeeren muss man im Schnitt 26 Zloty (umgerechnet 6 Euro) bezahlen. Eine kleine Packung von Himbeeren koste wiederum im Schnitt 10 Zloty (fast 3 Euro). Glücklicherweise habe sich der Präsident nicht für süße Kirschen entschlossen – diese würden zur Zeit sogar bis zu 70 Zloty (circa 17 Euro) für ein Kilogramm kosten, so Super Express. 

Autor: Jakub Kukla