Deutsche Redaktion

Kampf des edlen Geistes gegen Hitlers Wahnsinn

03.08.2020 13:15
Die Erinnerungen an den blutigen Aufstand von 1944 in Warschau dominieren in heutigen Presseberichten. Aber auch die Pandemie bleibt ein wichtiges Thema.
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SIECI: Kampf des edlen Geistes gegen Hitlers Wahnsinn

Den Kampf im Sommer 1944 hätten die Aufständischen in Warschau vereinsamt führen müssen, schreibt in der Wochenzeitschrift Sieci Tomasz Łysiak. Stalin habe gewartet, bis sich der polnische Aufstand ausblutet. Die Hilfe aus dem Westen habe einen rein symbolischen Charakter gehabt. Die 1. Polnische Brigade der Fallschirmspringer konnte nach Polen nicht versetzt werden. Die Heimatarmee (AK) habe daher allein mit einem Gegner gekämpft, der verbissen Hitlers wahnsinnigen Befehl realisierte, und die Stadt dem Erdboden gleichzumachen versuchte. Der 63-Tage langer Kampf sei daher ein Symbol der polnischen Tapferkeit aber auch der Selbstaufopferung gewesen, schreibt weiter der Publizist.

Die Deutschen hätten alle Mittel verwenden, um den polnischen Widerstand zu brechen. Und auf der polnischen Seite hätten nicht nur die Aufständischen gekämpft. Ihnen seien auch Jugendliche und Pfadfinder zur Seite gestanden. Eine sehr wichtige Rolle hätten darüber hinaus Frauen gespielt: nicht nur als Kämpferinnen auf dem Schlachtfeld, aber auch als Meldegängerinnen und Sanitäterinnen. Warschaus Nonnen hätten in Klostermauern verwundeten Kämpfern Hilfe geleistet. Symbolisch hätten die Warschauer damals bewiesen, dass Stärke auch dort entstehen könne, wo man auf den ersten Blick mit Schwäche zu tun habe. Den Kampf der Aufständischen im Jahr 1944 könne man als einen Kampf des edlen Geistes gegen die Brutalität und Zerstörung des Krieges deuten. Ehre den Helden, schreibt Tomasz Łysiak in der Wochenzeitschrift Sieci.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Erinnerungen aus dem Jahr 1944

Dziennik/Gazeta Prawna erinnert sich an einige Aussagen der Aufständischen von vor 76 Jahren. Sławomir Pocztarski sei 14 gewesen, als der Aufstand ausgebrochen war. Jahre danach habe er In seinen Erinnerungen von den ersten Tagen des Kampfes und von seinen ersten bitteren Erfahrungen gesprochen. Nach stundenlangem Kriechen und der Flucht vor deutschen Schüssen, sei es ihm endlich gelungen, in das Familienhaus zurückzukommen. Dort habe er erfahren, dass auch der nördliche Teil der Stadt (Żoliborz) gefallen war. Er habe sich schnell gewaschen. Seine Uniform tauschte er gegen zivile Kleidung. Beim Umziehen habe er seine Armbinde mit den polnischen Nationalfarben vom Arm nehmen müssen. Es habe weh getan. Er habe doch geglaubt, dass er endlich frei werde und keiner ihm es verbieten werde, sich mit den polnischen Farben weiß und rot zu rühmen. Die Armbinde habe er im Haus versteckt, vorher habe er sie noch geküsst, genauso wie am ersten Tag des Aufstandes, als ihm sein Kommandant das Band überreichte.


RZECZPOSPOLITA: Wettlauf mit der Pandemie

Die Pandemie schlage zurück, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita auf der ersten Seite. Das polnische Außenministerium habe bislang nur mit einer Empfehlung reagiert, die Reisen nach Katalonien aufzugeben, aber die Regierung schließe die Einführung einer Pflichtquarantäne für alle die aus dieser Region nach Polen zurückkommen nicht aus, schreibt das Blatt. Solche Maßnahme hätten bereits Deutschland und Großbritannien eingeführt. Für Spanien bedeute das einen schweren Schlag. Die Wirtschaft des Landes sei aufs Engste mit der Touristikbranche verbunden. Man habe wohl gehofft, dass die Sommersaison die so wie so angeschlagene Wirtschaft wenigstens etwas ankurbeln werde.

Das Europa, dass wir aus den letzten drei Jahrzehnten kennen, werde es nicht mehr geben, stellt Professor Marek Cichocki in diesem Kontext fest. Von uns selbst hänge es ab, wie stark die Pandemie die Situation Polens beeinträchtigen werde. Es sei schon eine Seltenheit, denn nicht immer konnten die Polen über das eigene Schicksal frei entscheiden. Egal wie schnell einzelne Länder der Europäischen Union die Folgen der Krise bewältigen würden, stehe Polen mit der Perspektive einer stabilen dreijährigen Regierungsperiode vor der Chance, eine neue Entwicklungsetappe zu erreichen. Das Finanzpaket und der Haushaltsplan für die kommenden Jahre, obwohl noch nicht beschlossen, würden zeigen, dass es bald einen harten Kampf um die Macht in Europa geben werde. Deshalb sei es wichtig, dass Polen in diesen Kampf gut vorbereitet gehe. Innenpolitische oder sogar innerparteiliche Konflikte sollte man deshalb nicht nach außen tragen, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita.  

 

Jakub Kukla