Deutsche Redaktion

Ein verhängnisvoller Tag

17.09.2020 12:33
Ein verhängnisvoller Tag in der polnischen Geschichte und ein Hoffnungsschimmer für Belarus - das sind heute die wichtigsten Themen der polnischen Presse. 
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

DO RZECZY: Ein verhängnisvoller Tag

Der 17. September ist in der polnischen Geschichte ein ganz besonderes Datum. Auch für das Warschauer Königsschloss war der 17. September 1939 ein verhängnisvoller Tag gewesen. Den Grund dafür erklärt Direktor der hauptstädtischen Institution, Professor Wojciech Fałkowski im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy. Es sei ein Tag gewesen, an dem zwei feindliche Mächte Hand in Hand Polen zu zerstören versuchten. Am frühen Morgen hätten die östliche Grenze der Republik Polen sowjetische Soldaten angegriffen. Noch am Vormittag habe dann der deutsche Bombenangriff auf Warschau begonnen. Infolge des Bombardements habe der Turm des Warschauer Königsschlosses Feuer gefangen. Kurz darauf sei die gesamte Decke des Gebäudes in Flammen aufgegangen. Die Koordination der Attacken sei kein Zufall gewesen, meint der Wissenschaftler. Die Sowjets hätten versucht, jenes Territorium Polens zu erobern, das für sie im Hitler-Stalin-Pakt vorgesehen war. Zur gleichen Zeit hätten die Deutschen versucht, das Symbol des polnischen Staates, das königliche Schloss in Warschau, zu zerstören.

Die Schäden seien nicht so schmerzvoll gewesen, wie man anhand alter Fotos annehmen könnte, führt Professor Wojciech Fałkowski fort. Doch wenige Jahre später, nach dem Warschauer Aufstand 1944, sei das Schloss komplett zerstört worden. Übrigens habe Hitler eine Sprengung des Königsschlosses in der polnischen Hauptstadt schon zu Beginn der Besatzung geplant. Bis heute könne man noch Löcher sehen, die in den gotischen Grundmauern deutsche Sappeure gebohrt hätten. An der Stelle des Schlosses wollte der deutsche Besatzer eine Halle für die NSDAP-Parteitage errichten lassen.
Generell sollte Warschau zu einer mittelgroßen Stadt reduziert werden, so Fałkowski weiter, die an eine deutsche Grenzstadt erinnern sollte. Die Altstadt sollte erhalten werden, weil sie ein Beweis für den Einfluss der deutschen Städtebauer sein sollte, die in Polen schon seit dem Mittelalter aktiv gewesen waren. Fakt sei, dass bei dem Bau der Warschauer Altstadt, wie auch vieler anderen Zentren von polnischen Städten, das deutsche Recht übernommen worden sei. Dies habe jedoch nichts mit dem Nationalismus oder Hitler zu tun, so Professor Wojciech Fałkowski im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.


RZECZPOSPOLITA: Warschauer Plan für Belarus

Von der wohl wichtigsten außenpolitischen Initiative der polnischen Regierung seit dem Machtwechsel im Jahr 2015 berichtet heute die Tageszeitung Rzeczpospolita. Warschau habe eine Idee, wie man der Zivilgesellschaft in Belarus helfen und der andauernden Krise ein Ende setzen könnte. Soeben habe Wladimir Putin dem belarussischen Präsidenten eine Anleihe in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar angeboten. Der Vorschlag der Europäischen Union, wie sich ihn Polen vorstelle, wäre für Belarus viel lukrativer, lesen wir in dem Blatt. Warschau setze sich für die Gründung eines Fonds ein, der die belarussische Wirtschaft langfristig aus der Krise helfen und das Land vor dem Bankrott retten würde. Gemeint seien Hilfsprogramme sowie die Öffnung des europäischen Marktes, inklusive einer Abschaffung der Visumspflicht für belarussische Bürger. Polen sei ein gutes Beispiel für eine gelungene Hilfe von Seiten der Europäischen Union. Die Unterstützung der EU habe in den 90-er Jahren der Wirtschaft des Landes geholfen, auf die Beine zu kommen. Dieses Szenario könnte sich wiederholen lassen. Die Voraussetzung seien aber Neuwahlen.

Immer mehr Menschen aus dem Umfeld von Lukaschenko würden die Ansicht vertreten, dass der Präsident eine Belastung sei und dass es besser wäre, wenn er die Macht abgeben würde. In diesem Kontext könnte der polnische Plan sehr verlockend wirken. Ein kontrollierter Machtwechsel würde zugleich Moskau eine kostspielige militärische Intervention im Nachbarland ersparen, die übrigens den Zorn der Belarussen auf Moskau ziehen würde. Der polnische Vorschlag scheine daher für alle Beteiligten einen guten Ausweg aus der komplizierten Situation zu liefern. Die Europäische Union sage nicht nein, was keine schlechte Nachricht für Warschau und vor allem für Minsk sei, so Rzeczpospolita.

Jakub Kukla