Deutsche Redaktion

Impfstoff Solidarität

22.10.2020 13:15
Solange es kein Medikament gegen COVID-19 gäbe, sei der beste Impfstoff die zwischenmenschliche Solidarität, sagte Premierminister Morawiecki bei seiner Ansprache im Parlament.
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RZECZPOSPOLITA: Impfstoff Solidarität

Solange es kein Medikament gegen COVID-19 gäbe, sei der beste Impfstoff die zwischenmenschliche Solidarität, sagte Premierminister Morawiecki bei seiner Ansprache im Parlament. Der Appell um enge Zusammenarbeit hänge mit der schwierigen Lage im Land zusammen, urteilt das Blatt Rzeczpospolita. Er resultiere aber auch aus politischen Studien, die zeigen, dass sich die Polen die Zusammenarbeit von den Politikern wünschen würden, lesen wir weiter. Bei seinem gestrigen Auftritt im Parlament habe der Regierungschef erneut darauf hingewiesen, dass sich seine Regierung im Kampf gegen Corona für einen Weg der Mitte entschlossen habe. Auf der einen Seite gäbe es diejenigen, die sich für einen neuen Lockdown aussprechen, auf der anderen jene, die die Corona-Pandemie ignorieren. Seine Regierung, so Morawiecki, stehe dazwischen und appelliere um Zusammenarbeit aller Parteien. Der Politiker habe auch viel über soziale Solidarität gesprochen, die seiner Ansicht nach der beste Impfstoff gegen die Pandemie sei.

Die konkrete politische Linie seines Auftritts solle ein Test für die Opposition werden, urteilt das Blatt. Morawiecki versuche die Intentionen der oppositionellen Gruppierungen auszuloten. Aus Studien, die in letzter Zeit von der Regierungspartei unternommen worden seien, gehe hervor, dass sie die Mehrheit der Polen in schwierigen Zeiten enge politische Zusammenarbeit wünsche. Diesem Wunsch wolle der Premierminister, zumindest deklarativ, nachgehen, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

 

FAKT: Wer weiß, was zu tun ist?

Sehr hart bewertet die Strategie der polnischen Regierung in Bezug auf die Bekämpfung der Pandemie der Publizist der Tageszeitung Fakt Tomasz Żółciak. Seiner Ansicht nach habe die Regierung in Warschau die Vorbereitungen zu der zweiten Welle verschlafen. Die Politiker scheinen von dem Ausmaß der Erkrankungen überrascht zu sein. Zwar würden Vertreter des Regierungslagers versichern, dass sie die Situation im Griff hätten. Konkrete Beispiele würden aber zeigen, dass man den Worten nicht unbedingt Glauben schenken sollte. Erst jetzt würden man zum Beispiel darüber nachdenken, wo man weitere mobile Großflächenkrankenhäuser errichten solle. Erst jetzt würde man Gesetzesentwürfe diskutieren, die eigentlich hätten längst fertig sein sollen.

Wie dem auch sei werde die Suche nach Verantwortlichen für die Versäumnisse die Lage keineswegs verbessern, konstatiert der Publizist, daher sollte man eher überlegen, was man momentan tun könne, um die Folgen der Pandemie zu beschränken. Die Antwort auf die Frage, was zu tun wäre sei aber nicht einfach. Die letzten Entscheidungen der Regierenden würden dies übrigens bestätigen. Man führe Regelungen ein, die zum Teil unverständlich seien. So lasse sich zum Beispiel die Schließung von Fitness-Zentren gar nicht erklären. Die Idee, Schulen auf Fernunterricht umzustellen sei dagegen sinnvoller. Man könne annehmen, dass sich unter Kinder und Jugendlichen der Virus besonders schnell verbreite und auf Erwachsene übergehe.

Die Regierung versuche den Anstieg der Erkrankungen zu verlangsamen. Ansonsten könnte das so wieso schwache Gesundheitssystem zusammenbrechen. Polens Premierminister versichere, dass es zu solchen Szenen die man aus der ersten Jahreshälfte aus Italien oder Spanien kenne, in Polen nicht kommen werde. Garantie gibt es aber keine, lesen wir in Fakt.

 

GAZETA POLSKA CODZIENNIE: Vielversprechende Gespräche

Die Tageszeitung Gazeta Polska Codziennie veröffentlicht ein Gespräch mit dem neuen deutschen Botschafter in Warschau, Arndt Freytag von Loringhoven. Seine ersten Eindrücke aus Polen seien sehr positiv, sagt der Diplomat. Er sei von vielen Gremien sehr nett und mit großem Interesse begrüßt worden. Seine ersten Gespräche in den Ministerien, aber auch mit Journalisten, Geschäftsleuten und Vertretern der Nichtregierungsorganisationen seien vielversprechend gewesen.

In dem Gespräch werde der neue Botschafter aber auch nach Themen gefragt, die für Konfliktstoff in den Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sorgen. Eines dieser Themen sei der Bau von Nord-Stream-2. Darüber, ob weitere Sanktionen den Ausbau der Gaspipeline stoppen, würden letztendlich die in diese Investition involvierten europäischen und russischen Firmen entscheiden. Geht es nach dem Diplomat müsse man sich dessen bewusst sein, dass eine solche Entscheidung Konsequenzen für ca. 100 Firmen aus 12 europäischen Staaten mit sich bringen würde, sagt Arndt Freytag von Loringhoven im Gespräch mit Gazeta Polska Codziennie.

Jakub Kukla