Deutsche Redaktion

Mit großem Pessimismus ins neue Jahr

31.12.2020 12:27
In dem konservativen Wochenblatt präsentiert der Publizist Łukasz Warzecha eine eher düstere Vision für das neue Jahr. Und die Rzeczpospolita schreibt über die umstrittene Gasleitung Nord-Stream 2.
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

DoRzeczy: Mit großem Pessimismus ins neue Jahr

In dem konservativen Wochenblatt präsentiert der Publizist Łukasz Warzecha eine eher düstere Vision für das neue Jahr. Wie er schreibt, würde er gerne seine Leser mit einem guten Wort und Hoffnung auf das neue Jahr einstimmen, statt dessen ist er überzeugt: Das Schlimmste stehe uns erst bevor. Das Jahr 2020 sei nur ein Vorspiel gewesen. Den Anfang großer gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Prozesse, lesen wir, nehme die Menschheit generell nicht wahr, weil sie nur mit der unmittelbarsten Gegenwärtigkeit beschäftigt sei. Dieses Jahr aber, glaubt der Autor, könne der Beginn von katastrophalen Veränderungen in jeder Hinsicht sein.

Wie Warzecha überzeugt, sei dieser Prozess bereits in den meisten westlichen Ländern zu beobachten. Er dringe in die Sphäre der persönlichen und wirtschaftlichen Freiheit ein. Er erhöhe die Rolle des Staates, seine Befugnisse und seine Kontrolle in einem lange nicht mehr gekannten Ausmaß. In Polen, so Warzecha, das von patriotischen Sozialisten regiert werde, seien diese Tendenzen besonders stark.

Weiter heißt es, das man bisher beklagt habe, dass die öffentliche Debatte in modernen Demokratien zu sehr auf Emotionen basiere. Erst jetzt aber, überzeugt der Autor, kämen wir zum Siedepunkt, angesichts einer hauptsächlich emotionellen Propaganda um Impfstoffe herum. Gleichzeitig nehme die Überwachung der Bürger zu, dieses Mal unter dem Vorwand der Gesundheitsvorsorge. Der Direktor des Impfstoffunternehmens BioNTech soll darüber hinaus gewarnt haben, dass die Pandemie ein Jahrzehnt dauern werde. Der Markt für Überwachungstechnik, schreibt DoRzeczy, sei sehr konkretes Geld wert. Das Gleiche gelte für die Hersteller von Kameras, Gesichtsverfolgungs-Programmen, Temperaturmessung und ähnlichen Lösungen. Auch der Impfstoffmarkt sei kolossales Geld wert.

Ein Gedanke erschrecke Warzecha am meisten: Dass wir vielleicht nie wieder in eine Welt zurückkehren, in der wir keine Masken tragen, uns von Angesicht zu Angesicht treffen, in der wir nicht überwacht werden oder abgestempelt werden, je nachdem jemand geimpft wurde oder nicht. Dies war eine normale Welt, erinnert DoRzeczy, und nicht das, was Politiker, Konzernvertreter oder engstirnige Experten heute in ihren Visionen zeichnen und scheinheilig "neue Normalität" nennen. Deshalb hat der Autor am Schluss seiner trüben Prognose nur eine Bitte an seine Leser, dass sie die Welt nicht vergessen, wie sie noch im Januar oder Februar dieses Jahres gewesen sei. Fordern wir, dass sie uns zurückgegeben wird, lautet Warzechas Fazit in DoRzeczy.


Rzeczpospolita: Deutschland nimmt zu Bidens Amtseinführung den Bau von Nord-Stream 2 wieder auf

Zu Beginn der Amtseinführung von Joe Biden hat Berlin den Bau der Nord-Stream 2 in deutschen Küstengewässern wieder aufgenommen, schreibt indes Jędrzej Bielecki in der Rzeczpospolita. Obwohl die Amerikaner mit weiteren Sanktionen drohen, hätten die Deutschen aber nicht die Absicht, aufzuhören. Wie Bielecki erinnert, drohte Heiko Maas noch im September Russland, dass der Kreml Berlin durch die Verweigerung der Zusammenarbeit im Mordversuch an Alexej Nawalny dazu zwingen könnte, das Nord-Stream-2-Projekt abzubrechen. Seitdem habe Wladimir Putin nicht nur die Hilfe bei den Ermittlungen verweigert, sondern Nawalny selbst habe bewiesen, wie russische Agenten ihn ermorden wollten. Deutschlands Einwand, so der Autor, sei offenbar nur ein kurzer Moment der Schwäche gewesen, eine naive Bevorzugung demokratischer Werte gegenüber hartem Profit.

An der Spree, überzeugt Bielecki, sei die "Schröderisierung", wie sie die Russen nennen (nach Altkanzler Gerhard Schröder, der das Nord Stream 2-Konsortium leitet), bereits zu weit gegangen. Deutschlands politische Klasse sei schon zu sehr von verdächtigen Projekten des Kremls abhängig. Die geostrategischen Auswirkungen dieses deutschen Starrsinns, heißt es weiter, werden allerdings gravierend sein. Mit dem Geld aus dem Gasverkauf könne Moskau nämlich sein Verteidigungsprogramm weiter ausbauen. Der Kreml werde auch ein unschätzbares Instrument zur Spaltung der NATO erhalten, da Amerika und Deutschland in einer so grundlegenden Frage auf entgegengesetzten Seiten stehen.

Deutschland, glaubt der Autor, schwäche jedoch im Fall Nord-Stream 2 seine eigene Position. Ohne Rücksicht auf die Interessen seiner mitteleuropäischen Verbündeten, die ebenfalls gegen die Gasleitung sind, eröffne Berlin den Amerikanern die Möglichkeit, ihre Präsenz in einer Region zu verstärken, die Berlin als sein unmittelbares Rückgrat betrachte. Der Import von amerikanischen Gas und die Unabhängigkeit vom russischen Gazprom sei schließlich die Basis für die Drei-Meere-Initiative, die Mitteleuropa um Washington herum integrieren und Atomkraft- und Infrastruktur-Projekte mit einbeziehen soll. Wenn man somit zuschaue, wie Berlin Moskau und letztens auch Peking den Ball zuspiele, lautet Bieleckis Schlussfolgerung in der Rzeczpospolita, so werde Joe Biden sicherlich dieses Projekt nicht aufgeben.

Dziennik /Gazeta Prawna: Die Party-Unterwelt. Polen umgehen massenweise das Pandemiegesetz

Polen umgehen das Pandemiegesetz, schreibt Dziennik/Gazeta Prawna. Als im Juni der Lockdown aufgehoben wurde, blieben zahlreiche Einschränkungen an öffentlichen Orten intakt. Die geringe Anzahl von Infektionen, lesen wir, führte dazu, dass Polen schnell aufgehört haben, die Epidemie wahrzunehmen. Plexiglasplatten seien aus Bars verschwunden. In Clubs mussten die Masken nur noch am Eingang gezeigt werden. Wie Experten gegenüber dem Blatt erklären, sei im Frühjahr eine neue Bedrohung aufgetreten, die niemand in Frage gestellt habe. Schließlich hätte man sich an diesen Zustand gewöhnt, die Angst habe nachgelassen.

Obwohl Festivals und andere große Veranstaltungen abgesagt wurden, hätten Polen ihre Sommerwochenenden damit verbracht, unter Menschen zu feiern. Zweitausend Menschen hätten zum Beispiel zu Musik vor dem Palast der Kultur und Wissenschaft getanzt. Auch lokale Diskotheken in kleineren Städten sollen Hunderte junger Menschen angezogen haben. Mit dem drastischen Anstieg der Infektionen im Herbst, bemerkt das Blatt, soll sich das Warschauer Nachtleben vom Zentrum zu Partyorten verlagert haben, die nur wenigen bekannt seien. Und das sogar in exklusive Wohnviertel, wo viele Botschaften ihren Sitz haben. In den geheimen Clubs, schreibt die DGP, soll trotz der Verbote bis zum Morgen Musik gespielt haben.

Wenn man sich die ganze Zeit beherrschen müsse, erklären Psychologen für die Tageszeitung, brenne diese Selbstkontrolle irgendwann aus. Polen hätten sich schon daran gewöhnt, die Beschränkungen so weit wie möglich zu umgehen, dass selbst das Verbot von Silvesterpartys für niemanden mehr ein Hindernis darstelle. Die Angebote im Internet, heißt es abschließend, sollen große Partys, Live-Musik und Kneipen mit unbegrenztem Alkohol umfassen. Es scheine also, so die Dziennik/ Gazeta Prawna, das Polen trotz der Beschränkungen zum Neujahr viel Spaß haben werden.

Piotr Siemiński