Deutsche Redaktion

Promis ergreifen das Wort

05.01.2021 10:12
Der Skandal um die Impfungen für prominente Schauspieler und Politiker schlägt weiterhin hohe Wellen.
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RZECZPOSPOLITA: Wie wird der Unterricht nach den Winterferien aussehen?

Die Tageszeitung Rzeczpospolita überlegt, wie Schulen in den kommenden Wochen funktionieren würden. Seit gestern wüssten die Schüler bereits, dass sie die frühzeitigen Winterferien doch nicht zu Hause verbringen müssen. Der Gesundheitsminister erklärte bei einer Pressekonferenz, dass die so genannte Polizeistunde aufgehoben werde. Es gäbe aber weiterhin keine klare Antwort auf die Frage, ob nach dem 17. Januar die Schüler in die Klassenräume zurückkehren würden, schreibt das Blatt. Die Regierung unterstreiche, dass diese Entscheidung eng mit der pandemischen Lage in Polen zusammenhänge. Die Situation bleibe aber weiterhin sehr dynamisch. Zwar sei die Zahl der Neuinfizierungen in den letzten Tagen sichtlich gesunken und schwanke bei etwa 5 Tausend Erkrankungen täglich. Doch kurz vor Jahresende habe es um die 13 Tausend Infizierungen pro Tag gegeben. Kommende Woche solle die Entscheidung getroffen werden, ob es eine Rückkehr in die Schulen geben werde.

Gleichzeitig wolle man die Lehrerschaft massiv testen. Fast 200 Tausend Lehrer hätten die Bereitschaft erklärt, sich in den nächsten Tagen einem COVID-Test zu unterziehen. Auch wenn einige empört seien, dass sie einen Test während der Winterferien machen müssen, was angeblich gegen ihr Recht auf Erholung verstoße. Das Argument, dass die Winterpause in diesem Jahr besonders lang sei, weil sie bereits in der zweiten Dezemberhälfte begonnen habe, tauge nicht viel. Außerdem gäbe es unter der Lehrerschaft zahlreiche Impfskeptiker. Die Antwort auf die Frage also wann und wie viele Kinder in diesem Jahr in die Klassenräume zurückkehren würden, sei sehr kompliziert, stellt die Tageszeitung Rzeczpospolita fest. 

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Promis ergreifen das Wort

Der Skandal um die Impfungen für prominente Schauspieler und Politiker schlägt weiterhin hohe Wellen. 18 Promis hätten Impfungen vor der Zielgruppe „0”, zu der ausschließlich Ärzte und Krankenschwestern gehören, bekommen. Nun melden sich die Geimpften zu Wort, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

Schauspielerin und Theaterdirektorin Krystyna Janda erklärt, sie habe nicht gewusst, dass sie irgendjemandem eine Dosis wegnehme. Man habe ihr erklärt, dass wegen der Weihnachtszeit ein Durcheinander herrsche, und das Krankenhaus eine Vielzahl von Impfungen bis zum Jahresende unternehmen müsse. In der Impfstation habe es keine Menschen gegeben. Die Impfung dauerte insgesamt eine Viertelstunde. Man habe mit ihr auch über die Teilnahme an einer Kampagne die für Impfungen werben soll, gesprochen, sagt Janda. Auf die Frage, mit wem sie in Kontakt gewesen sei, antwortete die Schauspielerin, es sei „irgendjemand von der Universität“ gewesen.

Polens Premierminister indes zeigte sich nach dem Vorfall von der Warschauer Universitätsklinik verärgert. Bei einem Onlinetreffen mit Internetnutzern sagte Mateusz Morawiecki, dass eine solche Situation unzulässig sei. Erklärungen, dass die Impfaktion schlecht koordiniert werde, sehe er als einen Versuch der Promis, der eigenen Verantwortung zu entkommen. Der Regierungschef äußerte zugleich die Hoffnung, dass der Skandal ein Warnsignal für diejenigen sein werde, die sich ebenfalls außer der Reihe hätten impfen lassen wollen, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna.

SUPER EXPRESS: Wie geht es weiter mit PiS

Nach einer neuesten Ankündigung wolle sich Chef der regierenden Partei PiS. Jarsoław Kaczyński, in den kommenden Wochen zum letzten Mal um den Posten des Parteivorsitzenden bemühen, lesen wir in der Tageszeitung Super Express. Die Ansicht stellte er in einem Zeitungsinterview Ende des vergangenen Jahres vor. Ab dem Jahr 2025 sollte dann Kaczyńskis Nachfolger den Parteivorsitz übernehmen. Ein Teil der Parteimitglieder wolle jedoch seinen Chef zu einem Meinungswechsel überreden. Er hoffe, dass das Datum, von dem Jarosław Kaczyński in den Medien sprach, nicht endgültig sei, sagt Ryszard Czarnecki, Europaabgeordneter der Partei Recht und Gerechtigkeit. Der Vorsitz von Kaczyński sei die Garantie der Einigkeit auf dem konservativen Flügel der polnischen Politik, meint der EU-Parlamentarier. Eine ähnliche Meinung äußerte der ehemalige Vorsitzende des Senats Stanisław Karczewski. Mit Kaczyński gewinne die Partei weitere Wahlen. Würde er weiterhin in eine so guter Form sein wie momentan, sollte er zweifelsohne die Partei auch nach 2025 führen, sagt der Politiker.

Experten sehen die Zukunft der Partei aber in dunkleren Farben. Ohne den aktuellen Parteivorsitzenden erwarten die Gruppierung schwierige Zeiten, sagt in einem Gespräch mit dem Blatt der Politologe, Professor Kazimierz Kik. Ohne Kaczyński werde die Partei auseinanderfallen. Nach seinem Rücktritt werde es auf dem Rechten Flügel der politischen Szene zu einem verbissenen Machtkampf kommen. Als die wichtigsten Herausforderer sehe der Politologe den amtierenden Premierminister Mateusz Morawiecki und den Justizminister Zbigniewo Ziobro.


Jakub Kukla