Deutsche Redaktion

"Es lebe die deutsch-russische Freundschaft"

19.01.2022 11:11
Die Visiten der deutschen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Kiew und in Moskau kommentiert in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna der Publizist Zbigniew Parafianowicz. 
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DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Es lebe die deutsch-russische Freundschaft

Die Visiten der deutschen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Kiew und in Moskau kommentiert in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna der Publizist Zbigniew Parafianowicz. Die Politikerin der Grünen habe man noch bis vor kurzem als eine Chance gesehen, um die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau neu zu gestalten. Nach ihrem gestrigen Moskau-Besuch sehe man aber genau, dass dieser Glaube sehr naiv war. Baerbock knüpfe direkt an die Politik der früheren deutschen Regierungen von Angela Merkel und Gerhard Schröder an. Aus völlig unverständlichen Gründen gehe diese Strategie schon seit vielen Jahren davon aus, dass Russland bereit wäre, die Regeln der westlichen Welt anzunehmen. Die Folgen dieser fehlerhaften Strategie würden wir gerade in Europa mit bloßem Auge sehen.

Jahrelang habe Bundeskanzler Schröder versichert, dass die Gaspipeline Nord Stream 2 ein rein wirtschaftliches Unterfangen sei, keine Politik. Nun seien die steigenden Gaspreise in vielen europäischen Ländern eine der Folgen dieser deutsch-russischen Zusammenarbeit. Angela Merkel habe wiederum jahrelang überzeugt, dass eine gewisse Distanz gegenüber den georgischen und ukrainischen Bemühungen, sich an die Nato anzunähern, dem europäischen Kontinent Frieden gewährleisten und den russischen Präsidenten beruhigen würden. Die Wirksamkeit dieser Politik bedürfe heute wohl keines Kommentars.

Jetzt schlage Bundesaußenministerin Baerbock einen ähnlichen Weg ein. Mitten in einem Konflikt zwischen Russland und dem Westen über die Sicherheitslage in Europa stelle die deutsche Politikerin in Moskau fest, dass es keine Alternative für die guten und stabilen Beziehungen zwischen Moskau und Berlin gäbe. Nur baue Berlin die guten Beziehungen auf Kosten des östlichen Teils des europäischen Kontinents auf, stellt Zbigniew Parafianowicz im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna fest. 

RZECZPOSPOLITA: Frustration der Mediziner 

In einem bewegendem Gespräch mit dem Blatt Rzeczpospolita nimmt Professor Andrzej Horban, Facharzt für innere Medizin und Chef des Medizinischen Rates, Stellung zu der Entscheidung seiner Kollegen, den Rat zu verlassen. Er habe den bevorstehenden Covid-Tsunami vorhergesehen, die Krise in dem von ihm geleiteten Rat aber nicht, stellt Rzeczpospolita fest.

Die Kollegen, die den Rat verlassen hätten, seien von den andauernden Attacken auf den Rat müde gewesen. Außerdem habe sich herausgestellt, dass viele Politiker die Anweisungen von Spezialisten gar nicht bräuchten. Er verstehe und er teile diese Frustration. Es handle sich um ernste Menschen, richtige Profis. Sie hätten Tag und Nacht geschuftet. Ohne Bezahlung. Die Arbeit im Rat bedeutete, dass sie sich immer wieder bei Sitzungen getroffen hätten, aber auch ständig im Kontakt miteinander und anderen ausländischen Experten geblieben seien. Dabei handle es sich um Ärzte, die sich noch um Dutzende eigener Patienten kümmern müssten. Stellen Sie sich vor, sagt Horban, trotz ihrer Mühe würden täglich Menschen in ihrem Krankenhaus sterben, und dennoch müssen sie nachmittags anderen Menschen den Sinn der Impfungen erklären. Dabei haben Sie diejenigen, die den Impfskeptikern ihren Glauben geschenkt hätten, vor wenigen Stunden auf der Intensivstation gesehen.

Die Frustration resultiere zum Teil daraus, dass es nicht gelungen war, viele Polen von der Wirksamkeit der Impfungen zu überzeugen. Eine andere Frage sei aber, wieso die Mediziner eine derartige Rückendeckung und Unterstützung in der Öffentlichkeit von Politikern nicht bekommen hätten, wie die Grenzschützer und Soldaten an der Grenze zu Belarus, sagt Professor Andrzej Horban im Blatt Rzeczpospolita. 

SUPER EXPRESS: Sousas steinerner Weg 

Ein bisschen klingt es schon nach Schadenfreude. Die Tageszeitung Super Express verfolgt die Situation des ehemaligen Trainers der polnischen Nationalmannschaft Paulo Sousa im brasilianischen Club Flamengo Rio de Janeiro. Sie sehe nicht rosig aus. In einem für die Nationalelf sehr schwierigen Moment habe der Portugiese ohne Vorwarnung den Vertrag gekündigt und die Mannschaft verlassen. Polnische Sportfans können ihm diese Entscheidung nicht verzeihen. Nun leite Sousa seit Jahresbeginn den brasilianischen Verein Flamengo. Es könnte aber sein, dass der ehemalige Fußballstar seine Entscheidung bald bereuen werde, schreibt das Blatt.

An seinem neuen Arbeitsplatz habe Paulo Sousa neue Regeln eingeführt. Eigentlich sei es klar, dass ein neuer Chef die Situation zum Teil neu gestalten möchte. Doch vielen Fußballern gefalle es zum Beispiel nicht, dass sie auf dem Vereinsgelände ihre Handys nicht benutzen dürfen. Auch die Anweisung, dass man sich gemeinsam an den Tisch setzen müsse, um zu essen, habe auf Unverständnis gestoßen. Man müsse essen, auch wenn man kein Hunger habe. Wie lange werde dieser Man bei Flamengo noch aushalten, fragt deshalb ironisch das Blatt Super Express.


Jakub Kukla