Deutsche Redaktion

Die Vor- und Nachteile eines Positionskrieges

18.08.2022 09:46
Die Fronten im Ukraine-Krieg bewegen sich inzwischen kaum. Wer wird in einem Positionskrieg den längeren Atem haben? Was bedeuten die neuesten Explosionen auf der Krim? Und: Folgt auf die Naturkatastrophe in der Oder ein politischer Kollaps des Regierungslagers? Die Einzelheiten in der Presseschau.
Ukraińskie ataki postawiły rosyjskie siły w stan wysokiego pogotowia i doprowadziły do restrukturyzacji składu, logistyki i dowództwa sił w rosyjskim zgrupowaniu na Krymie - pisze ISW
Ukraińskie ataki postawiły rosyjskie siły w stan wysokiego pogotowia i doprowadziły do restrukturyzacji składu, logistyki i dowództwa sił w rosyjskim zgrupowaniu na Krymie - pisze ISWTwitter/@DefenceU

TYGODNIK POWSZECHNY: Die Vor- und Nachteile eines Positionskrieges

Die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny bezieht sich in ihrem Kommentar auf die jüngsten Explosionen auf der Krim. Die Bilder der Explosionen würden sich in den sozialen Netzwerken in Windeseile verbreiten. Wieder habe es diese Woche eine Militäranlage auf der von Russland annektierten Halbinsel getroffen. Dieses Mal sei es ein provisorisches Munitionslager gewesen. Die Sachschäden seien das eine, der Imageschaden das andere. Immerhin habe es erneut Explosionen auf einem russischen Militärstützpunkt auf der Krim gegeben, die eigentlich als hochgerüstet und gut geschützt gelte - und auf der gerade Hunderttausende Russen ihren Sommerurlaub verbringen würden, lesen wir in dem Magazin.

Die Attacken hätten eine Welle von Enthusiasmus unter den Ukrainern hervorgerufen, lesen wir weiter. Der Grund sei selbstverständlich: diese Explosionen würden die Hoffnung auf einen Sieg aufrechterhalten. Diese Hoffnung sei momentan sehr wichtig, denn die Situation sei äußerst schwierig. Der Krieg befinde sich gerade in einer kritischen Phase, denn die Fronten würden sich eigentlich nicht mehr verschieben. Spektakuläre Attacken seien durch schleppende und mühevolle Offensiven ersetzt worden. Einerseits sei das für Kiew eine gute Nachricht: nach amerikanischen Angaben würden sich die Verluste der russischen Armee auf etwa 500 Soldaten täglich belaufen. Insgesamt sollen die Russen seit dem 24. Februar sogar bis zu 80 Tausend Soldaten verloren haben. Die Offensive in Donezk bringe fast keine Erfolge mehr. Den russischen Truppen könnte sogar das Minimalziel, das heißt die Eroberung der östlichen Gebiete der Ukraine bis zum Jahresende nicht gelingen.

Auf der anderen Seite stelle der Positionskrieg für den ukrainischen Staat eine enorme Belastung dar, schreibt Tygodnik Powszechny weiter. Die Ukrainer seien nicht imstande, die zerstörten Grenzstädte wiederaufzubauen. Die Krieg füge der ukrainischen Wirtschaft enorme Schäden hinzu, die Arbeitslosigkeit sei sehr hoch. Es handle sich einfach um einen Zerstörungskrieg und die wichtigste Frage laute nun, wer in diesem Tauziehen mehr Kräfte behalten werde. Ohne westliche Unterstützung werde der Ukraine ein effizienter Kampf nicht gelingen, ohne Waffen werde die ukrainische Armee zweifelsohne eine Konterattacke im Süden des Landes nicht durchführen können.

Russland sei sich dessen bewusst, stellt das Magazin abschließend fest. Deshalb werde Moskau versuchen, den Konflikt in die Länge zu ziehen, in der Hoffnung, dass mit der Zeit die Hilfsbereitschaft des Westens nachlassen werde. Ein eisiger Winter könnte darüber hinaus viele Weststaaten zum schnelleren Nachgeben bewegen, urteilt Tygodnik Powszechny in seinem Kommentar.

 

SUPER EXPRESS: Polens Haltung beispielhaft

In einem Gespräch mit der Tageszeitung Super Express rezensiert General Roman Polko die Haltung des polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Bezug auf der russischen Angriffskrieg. Seiner Ansicht nach habe das polnische Staatsoberhaupt bislang keine Fehler begangen. Seit Beginn des offenen Krieges unterstütze Polens Präsident offen die Regierung in Kiew. Davon würde unter anderem die Haltung vieler anderer Politiker aus Europa zeugen, die sich nach polnischem Vorbild in die Unterstützung der kämpfenden Ukrainer engagiert hätten. Auch die amerikanischen Verbündeten würden sich sehr positiv über das Auftreten von Duda auf der NATO-Ebene äußern.

In Bezug auf die Kriegssituation sagt Polko, die Lage sei momentan nicht eindeutig. Es gebe immer noch Experten, die wiederholen würden, dass die Ukraine den Kampf nicht gewinnen könne. Die heroische Haltung der ukrainischen Truppen habe aber die Kraft des russischen Aggressors sehr deutlich geschwächt. Es sei offensichtlich, dass sich die Russen keineswegs als Gewinner sehen können. Die Offensive der russischen Armee gehe nur schleppend voran, viel langsamer als es sich Putin wohl wünschen würde. Außerdem seien die letzten Explosionen auf der Krim zu einem weiteren Symbol geworden, das den Ukrainern Hoffnung auf einen Sieg geben würde, sagt Roman Polko im Gespräch mit dem Blatt Super Express.

 

RZECZPOSPOLITA: Auf Naturkatastrophe folgt eine politische Katastrophe

In der Oder würden massenhaft Fische sterben – aber auch gut eine Woche nach der Entdeckung tausender toter Tiere in dem Fluss würden die polnischen und deutschen Behörden noch immer nach dem Auslöser der Umweltkatastrophe suchen. Bislang erfolglos, stellt die Tageszeitung Rzeczpospolita fest. Die polnische Feuerwehr habe nach eigenen Angaben bisher fast hundert Tonnen toter Fische aus dem Grenzfluss geborgen. Die Experten seien einer Meinung: die Oder sei tot und die Lage werde sich erst nach vielen Jahren wieder verbessern. Bislang kenne man noch keine konkreten Antworten auf die heikelsten Fragen in dem rätselhaften Fall. Das Schlimmste sei aber, so das Blatt weiter, dass das Gift bereits die Politik erreicht habe. Es würden zu enormen Spannungen in den Regierungsreihen, aber auch in den Beziehungen zwischen zentralen und lokalen Machtzentren führen. Man könne annehmen, dass die Politiker die Naturkatastrophe dazu verwenden werden, die politischen Gegner aufs Schärfste anzugreifen. Die ersten Attacken könne man bereits seit mehreren Tagen verfolgen. Und zu einem richtigen Desaster werde es dann kommen, wenn auf eine Naturkatastrophe eine politische Katastrophe folge, stellt das Blatt fest.

Autor: Jakub Kukla