Deutsche Redaktion

"Schwarzer Tag für Europa"

30.09.2022 11:42
Die für heute angekündigte Absegnung der Annexion ukrainischer Gebiete durch Russland ist auch ein wichtiges Thema in der polnischen Presse. Außerdem geht es auch um die Frage, ob und wie der Westen auf Angriffe auf die Unterwasser-Infrastruktur vorbereitet  ist und um die wichtigsten Schlüsse aus dem Bericht zum Massenfischsterben in der  Oder.
Wiceszef MSZ: Władimir Putin chce straszyć Zachód użyciem broni atomowej
Wiceszef MSZ: Władimir Putin chce straszyć Zachód użyciem broni atomowejPAP/EPA/GAVRIIL GRIGOROV/SPUTNIK/KREMLIN / POOL

Rzeczpospolita: Schwarzer Tag für Europa

Ordnungshalber müsse man daran erinnern, dass Putin mit den so genannten Abkommen, die er heute unterzeichne, höchstens Abkommen mit sich selbst schließe, schreibt in seinem Kommentar für die konservativ-liberale Rzeczpospolita der Publizist Bogusław Chrabota. Kein Wunder also, dass die freie Welt die Annexionen nie anerkennen werde. Leider bedeute dieser Akt des staatlichen Terrorismus auch, dass Europa und die ganze Welt in eine Gefahrenlage driften, wie es sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben habe. Denn Russland deute an, die eigene territoriale Integrität, also auch die annektierten Gebiete mit allen Mitteln verteidigen zu wollen, die dem Kreml zur Verfügung stehen. Und das bedeute, wie Experten ergänzen, auch Atomwaffen. Es seien fürchterliche Worte, die noch vor einigen Monaten unvorstellbar schienen, doch heute nähere sich die Welt an den Rand eines globalen Konflikts und einer Nuklearkatastrophe. Wir dürften uns nun daher weder einschüchtern, noch provozieren lassen, so Chrabota in der Rzeczpospolita. 

Gazeta Wyborcza: Moskau hat keine Angst vor “verbrannter Erde”

Es sei nicht sicher, ob Ermittler jemals Beweise auf dem Meeresgrund finden, die eindeutig belegen werden, wer hinter der Beschädigung der Nord Stream Pipelines steht, beobachtet der Publizist der linksliberalen Gazeta Wyborcza Andrzej Kubik. Zwar, so der Autor, hätte auch Russland Verluste infolge der Lecks davongetragen. Doch in Moskau sei man nie vor der Taktik der “verbrannten Erde” zurückgeschreckt, bei der man im Namen eines künftigen Sieges kurzfristige Verluste in Kauf nehme. In diesem Fall handle es sich bei der “verbrannten Erde” um die jahrzehntelang gebauten Energiebrücken nach Deutschland und Europa. Es sei logisch, dass Russland diese kappen wolle, bevor es der Westen in Reaktion auf die völkerrechtswidrige Annexion ukrainischer Gebiete tue. Gleichzeitig öffne die Sabotage auch eine neue Front in dem Krieg. Denn der Anschlag sei eine Drohung in Bezug auf die ganze Infrastruktur, die sich auf dem Meeresboden befinde. Wenn etwa die norwegischen Pipelines in die Luft gesprengt würden, dann ließe sich eine Rationierung von Gas in Europa nicht mehr vermeiden. Man könne aber auch die sich unter Wasser befindenden Stromleitungen kappen. Oder die Telekommunikationskabel, die die Stabilität des World Wide Web sichern. Es sei noch eine Drohung. Sie könne sich aber sogar als effektiver erweisen, als die Furcht vor einer nuklearen Eskalation durch Russland. Und wenn jemand einmal mit Erfolg die Unterwasser-Infrastruktur angreife, dann werde eine Wiederholung für ihn verlockend sein. Vielleicht seien wir in der Vorhalle einer Welt, in der Hybridkrieg nicht mehr von “grünen Männchen”, sondern von Tauchern mit Unterwasserdrohnen geführt werde. Auf den Kampf in dieser Realität sei die Welt schlecht vorbereitet, so Andrzej Kubik in der Gazeta Wyborcza. 

Rzeczpospolita: Mensch für Katastrophe verantwortlich 

Aus dem polnischen Bericht zu den Ursachen des Massenfischsterbens gehe klar hervor, dass vor allem der Mensch die Schuld für diese Katastrophe trägt, schreibt die Rzeczpospolita. Daher sollte das Wasser in dem Fluss, laut Experten, systematisch kontrolliert werden. Auch die Unternehmen, die Abwässer in die Oder leiten, sollten stärker kontrolliert, zuvor ausgestellte Erlaubnisse verifiziert und die Möglichkeit der Einleitung von Abwässern an die Wasserqualität gebunden werden. Heute dürften etwa 500 Betriebe legal ihre Abwässer in die Oder leiten, erinnert Rzeczpospolita. 

 

Autor: Adam de Nisau