Rzeczpospolita: Anfechten der Präsidentschaftswahlen ist eine Sackgasse
Das Infragestellen der polnischen Präsidentschaftswahl sei ein „Weg in eine Sackgasse", warnt Tomasz Pietryga in der konservativ-liberalen Rzeczpospolita.
In den sozialen Medien, so der Autor, laufe derzeit eine breit angelegte Kampagne zur Delegitimierung der Wahlergebnisse, angeführt unter anderem von Roman Giertych. Dieser werfe Wahlhelfern Manipulationen zugunsten des siegreichen Kandidaten Karol Nawrocki vor und fordere eine Neuauszählung der Stimmen – obwohl das polnische Wahlgesetz eine solche nicht vorsehe.
Auch Justizminister Adam Bodnar sende in Fernsehinterviews mehrdeutige Signale über mögliche Probleme bei Nawrockis Vereidigung. Hintergrund sei der umstrittene Status der Außerordentlichen Kontrollkammer am Obersten Gericht, die über die Gültigkeit der Wahl entscheiden müsse. Der Gerichtssprecher stelle jedoch klar, dass keine Änderungen in der Richterbesetzung geplant seien.
Obwohl ein OSZE-Bericht auf Unregelmäßigkeiten bei der Kampagnenfinanzierung aus dem Ausland hinweise und in der Staatlichen Wahlkommission intern über eine mögliche Neuauszählung diskutiert worden sei, lesen wir weiter, hätten internationale Staatschefs die Wahl bereits anerkannt. Auch Premier Donald Tusk haben von einem demokratischen Verlauf gesprochen.
Pietryga erinnert an die Präsidentschaftswahl von 1995, als Aleksander Kwaśniewskis Sieg trotz der „Magister-Lüge" massive Proteste auslöste. Damals habe der Oberste Gerichtshof zugunsten von Kwaśniewski entschieden. Bei derart wachsenden Spannungen reiche ein Funke, „damit die Situation außer Kontrolle gerät". Eine formale Blockade Nawrockis wäre „das düsterste Szenario für Polen – mit schweren gesellschaftlichen Spannungen und einer Destabilisierung der Legitimität des wichtigsten Staatsamtes".
Unregelmäßigkeiten müssten aufgeklärt werden, doch der Versuch, die Wahlergebnisse zu untergraben, sei „ein Zündstoff für eine zerstrittene Gesellschaft", so Tomasz Pietryga in der Rzeczpospolita.
Dziennik/Gazeta Prawna: Die USA machen sich Sorgen um das Militär. Was bedeutet das für Polen?
Die amerikanische Armee könnte Probleme haben, sich russischen Bodentruppen entgegenzustellen, warnt der Atlantic Council. Das Problem sei die zu leichte Bewaffnung und die geringe Feuerkraft, Fehler, die das polnische Militär vermeiden könne, schreibt Wojciech Kubik in Dziennik Gazeta Prawna.
Wie der Autor berichtet, habe Richard D. Hooker Jr. vom Atlantic Council in einer Analyse für Defence One alarmiert, dass von 31 US-Brigaden in Europa nur elf schwere Einheiten seien, die russischen Panzern gewachsen wären. Die übrigen 14 aktiven Manöverbrigaden seien „leichte Infanterieformationen, realistisch betrachtet unfähig, mit der heutigen Bedrohung zu konkurrieren". Zudem habe die US Army ihre Artillerie- und Luftabwehrfeuerkraft erheblich reduziert.
Polnische Militärs würden diese Schlüsse jedoch gelassen aufnehmen. Geht es nach dem ehemaligen Chef des Büros für Nationale Sicherheit, General Roman Polko, wäre es ein Fehler, sich nur auf schwere Truppen zu konzentrieren – zumal das polnische Terrain nicht überall panzerfreundlich sei. „Das heutige Bedrohungsbild erfordert keine Invasion von Panzerarmeen. Wir bauen den Schutzschild Ost, das ist heute eine ausreichende Antwort", so Polko im Gespräch mit DGP.
Während die USA nach dem Golfkrieg ihre Armee von schwerem Gerät „abgespeckt" hätten, lesen wir weiter, sei Polen den entgegengesetzten Weg gegangen. Man habe nicht nur Hunderte Abrams- und koreanische K2-Panzer bestellt, sondern auch die Zahl der Panzerbataillone in Panzerbrigaden von einem auf zwei erhöht.
Mariusz Cielma, Chefredakteur der Nowa Technika Wojskowa, erläutert die polnische Strategie: Schwere Panzer sollten die „Brescher Pforte" in der 18. Division verteidigen, während auf den panzerunfreundlichen Masuren leichteres Gerät samt koreanischen K2-Panzern zum Einsatz komme.
Angesichts des Ukraine-Kriegs fordere Hooker nun, US-Stryker-Brigaden in schwere Brigaden umzuwandeln: „Amerika hat seit dem Golfkrieg keinen hochintensiven Krieg gegen schwere Kräfte geführt. Diese Überlegenheit existiert heute nicht mehr", zitiert das Blatt den Experten. Polens Verteidigungskonzept erscheine vor diesem Hintergrund zukunftsweisend – allerdings würden die polnischen Pläne derzeit noch auf Papier existieren, während auf das neue Gerät noch jahrelang gewartet werden müsse. “Heute haben wir nicht viel. Es handelt sich um Programme, die sich über viele Jahre erstrecken, und im Moment muss die Armee von den Aufräumarbeiten nach Überschwemmungen oder von der Arbeit als Grenzposten abgezogen und zur Ausbildung an der Ausrüstung geschickt werden, die sie hat", appelliert General Polko in Dziennik/Gazeta Prawna.
Sport.pl: Nationaltrainer Probierz spielt Va Banque
Robert Lewandowski sei nie ein idealer Kapitän gewesen, doch erst jetzt hätten die Umstände es Trainer Michał Probierz erlaubt, ihm die Binde abzunehmen, schreibt Sportjournalist Dawid Szymczak bei Sport.pl.
Hätten die polnischen Nationalspieler selbst den Kapitän gewählt, so der Autor, wäre Lewandowski sicher nicht gewählt worden – weder heute noch 2014, als Adam Nawałka autoritär entschieden habe. Der beste polnische Fußballer sei nie der beste Kollege gewesen, nie die charismatischste Figur der Mannschaft. Er habe das Team nicht zusammengeschweißt und dessen Wohl nicht immer an erste Stelle gesetzt, so Szymczak.
Lewandowski, fährt der Autor fort, sei 2014 mit 26 Jahren Kapitän geworden, weil er am besten Fußball spielte. Nawałka habe gehofft, die Nominierung würde Führungsqualitäten in ihm entwickeln oder zumindest Verantwortungsgefühl schaffen. Lewandowski sollte andere mit seinem Ehrgeiz und Professionalität anstecken. "Letztendlich bewährte sich die konservativere Variante: Lewandowski wurde nie ein echter Anführer, aber schoss Tor um Tor", so der Publizist.
Spätere Trainer seien dann "Geiseln von Lewandowski als Kapitän" gewesen. Die Nationalmannschaft sei jahrelang Lewandowskis Team gewesen – er sei der beste Spieler gewesen, habe Rekorde gebrochen und sei zur Marketing-Lokomotive des Verbands geworden. Mit Lewandowskis Wachstum seien auch sein Ego, seine Ansprüche und Frustrationen gestiegen.
Das Phänomen herausragender Einzelspieler sei nicht neu: Messi habe Argentinien jahrelang "geschacht", Ronaldo 2021 die Kapitänsbinde auf den Rasen geworfen, Ibrahimović fünf Jahre nicht für Schweden gespielt, weil er sich mit Trainer und jüngeren Spielern nicht verstand.
Lewandowski habe meist treffend kritisiert und es gut gemeint, aber damit keine Sympathien gewonnen. Nach den März-Spielen gegen Litauen und Malta habe er laut Przegląd Sportowy den gesamten Trainerstab und die Mitspieler kritisiert. Sport.pl habe gehört, Lewandowski habe Probierz direkt gesagt, die Nationalmannschaft gehe nirgendwohin, habe keine Richtung und trainiere nicht richtig.
Die anderen Nationalspieler hätten oft gefunden, er übertreibe und spiele für sich selbst. Sie bemängelten, er nehme in schwierigen Momenten zu selten Schuld auf sich und erwähne zu oft andere. "Wenn sie erwarteten, dass der Kapitän nach schlechten Spielen einen Teil der Schuld übernimmt und den Rest mit der eigenen Brust schützt, wurden sie enttäuscht", so Szymczak.
Jüngere Spieler fühlten zu Lewandowski deutlichen Abstand. Dieser wundere sich in Interviews, dass die Jungen nicht nach seinem Rat fragten – sie hätten umgekehrt empfunden, er behandle sie distanziert.
Erst nachdem Lewandowski das Juni-Trainingslager wegen Müdigkeit absagte, seinen Urlaub in sozialen Medien dokumentierte und dann plötzlich zum Moldau-Spiel anreiste, um Kamil Grosicki zu verabschieden, habe Probierz Verärgerung bei anderen Spielern gespürt. Einige hätten Lewandowskis spontanen Besuch als PR-Aktion gesehen. Er habe den Anlass genutzt, um zu handeln.
Das bedeute nicht, dass er eine gute Entscheidung getroffen habe. Sportlich bleibe Lewandowski für Polen unverzichtbar – das Land habe keinen Stürmer dieser Qualität und werde so schnell auch keinen finden. Lewandowski auf seine Seite zu ziehen, sei eine der wichtigsten Missionen des Trainers gewesen. Einen Plan zu entwickeln, der seine größten Stärken hervorhebe, hätte der Nationalmannschaft sicher nicht geschadet.
Irritierend sei auch der Zeitpunkt von Probierz' Entscheidung – er habe nicht das Ende des Trainingslagers abgewartet, sondern zwei Tage vor dem Schlüsselspiel "eine Bombe platzen lassen". Er habe va banque gespielt und das größte Chaos um die Nationalmannschaft seit der Prämien-Affäre 2022 ausgelöst. Warum? Das habe er auf der Pressekonferenz nicht erklärt.
"Wenn er nach 20 Länderspielen als Trainer einen so starken Impuls zur Belebung des Teams brauchte, spricht das schlecht für seine bisherige Arbeit", urteilt Szymczak. Wenn Probierz im entscheidenden Moment die Mannschaft um eine gemeinsame Sache einen wollte, habe er "erstaunlich kurzsichtig" gehandelt. Sicher sei nur eines: "Das wichtigste Spiel der Qualifikation wurde in diesem Moment noch wichtiger", so Dawid Szymczak in seinem Kommentar für Sport.pl.
Autor: Adam de Nisau