Deutsche Redaktion

Evakuierung unbezahlbarer Schätze: Polen bereitet sich auf den Ernstfall vor

23.06.2025 14:00
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Russland bereitet sich Polen auf eine mögliche Evakuierung seiner wertvollsten Kunstwerke vor. Wie die Kulturministerin gegenüber der „Financial Times“ erklärte, arbeite ihr Ministerium derzeit an einem Plan zum Schutz des nationalen Kulturerbes.
Nationalmuseum Warschau.
Nationalmuseum Warschau.CinemaPhoto/shutterstock.com

Das Projekt ist Teil eines weitreichenden Sicherheitsprogramms, das unter anderem eine verstärkte Grenzsicherung sowie den Ausbau der polnischen Streitkräfte auf 500.000 Soldaten vorsieht. Für die Ausarbeitung der Details ist Maciej Matysiak verantwortlich – ein ehemaliger Oberst der Armee und früherer stellvertretender Chef des polnischen militärischen Abwehrdienstes. Er leitet heute die Abteilung für Sicherheit und Krisenmanagement im Kulturministerium. „Wir brauchten jemanden mit militärischer Erfahrung, der sich zugleich mit Krisenmanagement auskennt“, erklärte die Kulturministerin Hanna Wróblewska im Gespräch mit der FT.

Der Evakuierungsplan umfasse demnach nicht nur Gemälde und Skulpturen, sondern auch seltene Bücher und Musikinstrumente aus rund 160 staatlichen Kultureinrichtungen in Polen. Es sollen derzeit auch Gespräche mit Regierungen anderer Länder laufen, die bereit wären, die evakuierten Kunstwerke aufzunehmen. Private Museen und Galerien könnten dem Beispiel staatlicher Institutionen folgen.

Der Plan stützt sich teilweise auf Erfahrungen bei der Unterstützung der Ukraine bei der Verlagerung ihrer Kunstwerke nach Beginn der russischen Invasion im Jahr 2022. Neben der physischen Evakuierung umfasst das Vorgehen des Ministeriums auch die Aktualisierung der Dokumentation – eine Voraussetzung für die spätere Rückführung der ausgelagerten Werke nach Polen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, zu entscheiden, welche Kunstwerke in die Kategorie der „vorrangigen Evakuierung“ fallen sollen. „Man kann nicht alles evakuieren“, so Wróblewska.

Polen ist nicht das einzige Land in der Region, das solche Maßnahmen ergreift. Auch die Regierungen Litauens, Lettlands und Estlands erwägen ähnliche Schritte. Wie die Kulturministerin erinnerte, bemühe sich Polen auch weiterhin um die Rückgabe von während des Zweiten Weltkriegs geraubten Kunstwerke. Jedes Jahr werden etwa 20 Werke aus Deutschland, den USA und anderen Ländern zurückgeführt – doch viele bleiben noch immer verschollen.

RMF24/PAP/ps

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