Das amerikanische Magazin “Foreign Policy” (FP) spricht sich in einer aktuellen Analyse für eine Neuauflage der Union zwischen Polen und Litauen aus. Geht es nach FP, biete das vor 600 Jahren in Krew initiierte Bündnis Lösungen für das heutige Europa. Wie das Blatt erinnert, habe die Union, die auch große Teile des heutigen Weißrusslands und der Ukraine umfasste, dazu beigetragen, weite Gebiete Osteuropas, einschließlich der Länder der ehemaligen Kiewer Rus', an das westliche Christentum anzuschließen. Sie war auch eine Reaktion auf die Bedrohung durch den Deutschen Orden.
"Die Polnisch-Litauische Gemeinschaft wurde zu einem der größten Staaten Europas und zu einem faszinierenden Laboratorium für politische Regierungsführung, das von den Gründervätern der Vereinigten Staaten eingehend studiert wurde. Nach dem Sturz der Jagiellonendynastie entwickelte sie sich zu einer Wahlmonarchie, die den italienischen Stadtstaaten ähnelte, aber in einem viel größeren Maßstab funktionierte", betont das Magazin und erinnert an die Vorteile der Union, wie das parlamentarischen Prinzip der Einstimmigkeit, religiöse Toleranz und die Freiheit, die der Adel im Gegensatz zu den absolutistischen Monarchien Westeuropas genoss. "Was wäre, wenn eine ähnliche politische Lösung angesichts der Probleme verfügbar wäre, mit denen die Ukraine und Polen heute konfrontiert sind?", fragt “Foreign Policy. Denn, so das Magazin, aufgrund der vierhundertjährigen gemeinsamen Geschichte im Rahmen von Polen-Litauen habe ein großer Teil der Ukraine (und auch von Belarus) historisch viel mehr mit Polen als mit Russland gemeinsam, ungeachtet der gegenteiligen Behauptungen russischer Propagandisten und ungeachtet der Tatsache, dass die Beziehungen oft sehr kompliziert waren", argumentiert das US-Magazin.
"Beide Länder sehen sich einer Bedrohung durch Russland ausgesetzt. Heute ist Polen Mitglied der EU und der NATO, und die Ukraine möchte beiden Organisationen beitreten - nicht anders als das Großherzogtum, das einst Teil eines christlich geprägten Europas werden wollte. Selbst wenn der Krieg zwischen der Ukraine und Russland mit einem entscheidenden ukrainischen Sieg und der Vertreibung der russischen Streitkräfte aus dem Land endet, steht Kiew ein möglicherweise jahrzehntelanger Kampf bevor, um der EU beizutreten, geschweige denn glaubwürdige Sicherheitsgarantien von den Vereinigten Staaten zu erhalten", so die Einschätzung von "FP".
Falls sich Polen und die Ukraine im Rahmen einer Föderation oder Konföderation zusammenschließen würden, argumentiert das Magazin, würde dies einen EU- und NATO-Beitritt der Ukraine beschleunigen. “Die polnisch-ukrainische Union würde zum zweitgrößten Land in der EU und wahrscheinlich zu ihrer größten Militärmacht werden und damit ein mehr als ausreichendes Gegengewicht zum deutsch-französischen Tandem bilden - etwas, das der EU nach dem Brexit schmerzlich fehlt”, spekuliert “FP”.
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