Deutsche Redaktion

Auschwitz-Befreiung im Schatten von historischen Ungenauigkeiten

05.02.2020 12:19
Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat um Entschuldigung für historische Ungenauigkeiten bei der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung gebeten.
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DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Auschwitz-Befreiung im Schatten von historischen Ungenauigkeiten

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat um Entschuldigung für historische Ungenauigkeiten bei der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung gebeten. Die während des Holocaust Forums gezeigten Filme hätten mehrere Ungenauigkeiten enthalten, die zu einer parteiischen und unausgewogenen Präsentation historischer Fakten geführt hätten, heißt es aus Jerusalem. So sei es zum Beispiel versäumt worden, auf die von Deutschland und der Sowjetunion vor Kriegsbeginn vereinbarte Teilung Polens zu verweisen.

Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna schreibt heute in Anlehnung auf die israelische Zeitung Haaretz, dass man den gesamten Vorbereitungsprozess der Veranstaltung gründlich erklären sollte. Die Tageszeitung fordere zugleich eine Erklärung, wie die Beziehungen zwischen der Holocaust-Gedenkstätte und Mosche Kantor aussehen würden. Kantor sei Vorsitzender des Europäischen Kongresses der Juden, er habe die Veranstaltung in Jerusalem am 23. Januar veranstaltet und finanziert. Er gilt zugleich als ein Freund des russischen Präsidenten Vladimir Putin, erinnert das Blatt.

Die Gesellschaft habe das Recht darauf zu wissen, ob ein Zusammenhang zwischen der Finanzierung der Veranstaltung und den dort gezeigten Inhalten bestehe. Geht es nach dem Blatt, sollte Yad Vashem erklären, inwieweit Kantor in die Gestaltung des Programms involviert war, das das russische Narrativ in den Vordergrund brachte. Man habe die Sowjetunion als den Erlöser Europas gezeigt und die Zusammenarbeit Stalins mit Hitlerdeutschland in den ersten Kriegsjahren sowie die Besatzung Polens und anderer Staaten während des Krieges und in den darauffolgenden Jahrzehnten einfach verschwiegen. Außerdem sei zu klären, wer sich gegen den Auftritt des polnischen Präsidenten während der Veranstaltung gewehrt habe. Die Erklärung, dass man nur Vertretern der Siegesmächte das Wort erteilen wollte, sei eine schwache Ausrede, schreibt das Blatt weiter.

Wenn Yad Vashem für die Vorbereitung der Inhalte mitverantwortlich sei, so die Zeitung, müsse die Gedenkstätte klären, wieso ihr in dem Geschichtsteil so viele Fehler unterlaufen seien und wieso bei einer Veranstaltung mit mehreren Dutzend Staats- und Regierungschefs, die übrigens Millionen Menschen auf der ganzen Welt mitverfolgt hätten, verfälschte Informationen gezeigt wurden. Wenn Yad Vasem seinen guten Ruf und seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren wolle, müsse die Institution die ganze Wahrheit über die Hintergründe des diesjährigen Holocaust-Forums preisgeben, so Dziennik/Gazeta Prawna in Anlehnung auf die israelische Tageszeitung Haaretz.

 

DO RZECZY: Mehr Phantasie (in der Außenpolitik)

In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy bezieht sich der politisch sehr aktive Schriftsteller und Fernsehentertainer Wojciech Cejrowski auf die Präsidentschaft von Andrzej Duda. Er bemängelt dabei das fehlende Charisma in der polnischen Politik. Finnland sei kein größeres und besseres Land als Polen, jeder kenne aber den finnischen Wodka und Nokia, Dänemark sei für Schokolade bekannt, Ecuador für seine Bananen. Und Polen? - fragt Cejrowski und schlägt vor, dass es bei jedem Empfang, der von der Kanzlei des Präsidenten organisiert werde, polnisches Essen geben sollte – polnische Wurst, Piroggen, traditionelle Honigweine, statt Wein. Es sollten zugleich Feiern sein, die die Teilnehmer lang in Erinnerung behalten würden. Bolesław der Tapfere, der erste König von Polen wusste, wie man dies erreiche. Zuerst habe er dem Kaiser Polen gezeigt und dabei die Vorteile des Landes gelobt. Danach habe er ein dreitägiges Festessen veranstaltet und zum Schluss habe er eine Großzahl von goldenen und silbernen Kostbarkeiten einpacken lassen und habe sie dem Kaiser geschenkt. So mache man Politik, stellt Cejrowski fest.

Man müsse so handeln, dass es alle lange in Erinnerung behalten. Es sei zugleich nicht die Schuld Dudas oder anderer Politiker. Es sei halt ihr Merkmal. Sie hätten keine Fantasie oder Ideen von außerhalb des Ideenkästchens, das sie auf dem Schreibtisch vorgefunden hätten, als sie ihr Amt übernommen haben. Sie seien alle gleich -  fade, meint der Schriftsteller. Polens Präsident habe US-Amerikanische Generäle empfangen. Er habe sie später nicht sagen hören, das polnische Staatsoberhaupt habe sie zu einer Jagd auf Bisons eingeladen. Wusstest Du, dass sie in Polen Bisons haben?

 

FAKT: Grande Finale der Justizreform?

Der Streit um die Justizreform habe vorerst sein Ende gefunden, meint die Tageszeitung Fakt. Präsident Andrzej Duda habe die letzte Novelle unterzeichnet. Die Entscheidung des Staatsoberhaupts verteidigt Justizminister Zbigniew Ziobro. Es sei ein wichtiger Schritt gewesen, der helfen werde, das juristische Chaos in Polen zu beenden, meint der Politiker. Er werde auch die gänzliche Einführung der Justizreform ermöglichen und Gerechtigkeit im Justizwesen garantieren, so Ziobro.  Entgegengesetzter Meinung sei unter anderem Professor Ewa Łętowska. Geht es nach der Juristin, garantiere das Gesetz den Regierenden eine stärkere Kontrolle über die Richter.

Der Hintergrund: Das Gesetz führt unter anderem disziplinarische Verantwortung von Richtern für Handlungen ein, die das Funktionieren der Justiz behindern können, darunter für die Anfechtung der beruflichen Befugnisse eines Kollegen (beispielweise, da dieser vom neuen Gerichtsrat nominiert wurde, der von einem Teil der Politiker und Juristen nicht anerkannt wird) sowie für öffentliche Aktivität, die die Prinzipien der Unabhängigkeit von Richtern verletzt.

 

Jakub Kukla