Deutsche Redaktion

Wie kann Polen junge Ärzte im Lande behalten?

05.04.2024 13:41
Als Gründe für Auswanderungspläne nennen Medizinstudenten die Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen, die Organisation des Gesundheitssystems sowie die Gehaltshöhe, berichtet Rzeczspospolita. Außerdem: Ist der Tod von sieben Freiwilligen im Gazastreifen eine Folge der Einstellung der israelischen Armee zu Helfern, der Anwendung von künstlicher Intelligenz, oder von beidem? Die Einzelheiten in der Presseschau.
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Rzeczpospolita: Wie kann Polen junge Ärzte in Polen behalten?

Die Zahl der jungen Ärzte, die ins Ausland auswandern wollen, sei rückläufig. Dennoch würden etwa 10 Prozent der Medizinabsolventen eine solche Migration planen, im Vergleich zu 13 Prozent im Vorjahr, berichtet die Rzeczpospolita.

Diese Information stamme aus einer Studie mit dem Titel „Migrationspläne von Medizinstudenten“, die vom Zentrum für Migrationsforschung an der Universität Warschau durchgeführt wurde und sich auf Medizinstudenten im sechsten Semester beziehe.

An der Umfrage dieses Jahres hätten mehr als 500 polnischsprachige und über 100 ausländische Studenten teilgenommen. Vor allem junge Ärzte aus großen Bildungszentren würden eine Ausreise erwägen. Bevorzugte Ziele seien Deutschland, Schweden und Großbritannien. Die meisten Befragten würden diesen Schritt nach ihrem Praktikum oder ihrer Spezialisierung in Erwägung ziehen, bevorzugt in den Bereichen Psychiatrie, Chirurgie, Gynäkologie und Pädiatrie.

Um die Abwanderung von Ärzten zu verhindern, so das Blatt, sei eine Änderung in der Organisation des Gesundheitswesens notwendig. Denn als Gründe für eine Migration würden die Studenten die Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen, die Organisation des Gesundheitssystems sowie die Gehaltshöhe nennen. Darüber hinaus hätten viele der Befragten auch die sozio-politische Lage in Polen als einen Grund angeführt. Obwohl dieser Faktor im letzten Jahr als der wichtigste angesehen wurde, sei er heute zwar immer noch relevant, aber nicht mehr so ausschlaggebend wie in den Vorjahren.

Nach Ansicht der Soziologen gehe es nicht nur darum, wer in Polen an der Macht sei, sondern auch um die Wahrnehmung der Mediziner in der Gesellschaft. Viele Medizinstudenten hätten den Eindruck, dass Patienten den Ärzten die Schuld am schlechten Funktionieren des Gesundheitssystems geben. Sie würden deren Kompetenz in Frage stellen und ihnen den notwendigen Respekt verweigern. Weltanschauliche Fragen, wie die Abtreibung oder sexuelle Orientierung, seien ebenfalls als Gründe genannt worden, so Rzeczpospolita.

DoRzeczy: Israelische Soldaten sind überzeugt von ihrer Straflosigkeit

Der kürzliche Beschuss eines Hilfskonvois und der Tod von sieben Freiwilligen im Gazastreifen sorgt weiterhin für große Emotionen in Polen. Die israelischen Soldaten seien überzeugt von ihrer Straflosigkeit und der politischen Unterstützung für ihre Taten. Sie würden glauben, dass humanitäre Organisationen Komplizen der Hamas seien, erklärt Dr. Wojciech Szewko vom Zentrum für Terrorismusforschung an der Collegium Civitas-Hochschule im Interview mit DoRzeczy. Diese Überzeugung würden sie aus Foren, Fernsehsendungen oder den Erklärungen israelischer Politiker und Regierungsvertreter ziehen. Einige israelische Politiker hätten in ähnlichen Situationen sogar erklärt, dass sie solche Handlungen belohnen und nicht bestrafen würden.

Im Fall des Angriffs auf den humanitären WCK-Konvoi, bei dem ein polnischer Staatsbürger getötet wurde, seien mindestens zwei Konventionen gegen Kriegsverbrechen verletzt worden. Diese verbieten das absichtliche Anvisieren von Zivilisten und Angriffe auf humanitäre Vertreter sowie UN-Friedenstruppen. Somit handle es sich um einen vorsätzlichen Angriff auf Zivilisten, die zudem Vertreter humanitärer Organisationen waren. Einige israelische Medien hätten berichtet, dass es keine Verwechslung des Ziels gegeben habe und die israelische Armee sich bewusst gewesen sei, dass es sich um humanitäre Fahrzeuge handelte, so Szewko.

Wprost: Pole in Gaza wurde möglicherweise von israelischer KI getötet

Die israelische Armee IDF verwende künstliche Intelligenz, um Ziele im Gazastreifen zu bestimmen und Angriffe auszuführen, berichtet indes Wprost. Der Prozess sei fast vollständig automatisiert, und die maschinellen Auswertungen würden wie menschliche Entscheidungen behandelt. Soldaten würden nur etwa 20 Sekunden investieren, um zu überprüfen, ob das vom Algorithmus ausgewählte Ziel ein Mann sei, der Waffen tragen könnte.

Diese fortschreitende Automatisierung könnte zu dem Angriff auf Mitarbeiter der World Central Kitchen geführt haben, bei dem unter anderem der Pole Damian Soból ums Leben gekommen sei. Auch israelische Medien würden berichten, dass ein Algorithmus mit minimaler menschlicher Beteiligung die Ziele der IDF-Angriffe wähle. Dies würde die Bombardierung eines humanitären Konvois erklären, der deutlich markiert war und dessen Route den israelischen Streitkräften bekannt gewesen sein soll, so Wprost.

Autor: Piotr Siemiński