Rzeczpospolita: Nächstes Mal wird Putin es bereuen
Die Verhaftung von Oppositionspolitiker Aleksiej Nawalny gleich nach seiner Landung in Moskau bleibt auch in den polnischen Blättern nicht ohne Echo. Die Frage, wie der Kreml Nawalny jetzt behandeln werde, sei wichtig. Am wichtigsten sei jedoch, was mit Nawalny geschehe, wenn im Westen das publizistische Wettrennen darum ende, wer größere Empörung über dessen Verhaftung äußere, schreibt dazu der Publizist der Rzeczpospolita Jerzy Haszczyński. Denn bisher habe der Westen Putin alles durchgehen lassen. Und der Politiker der wichtigsten deutschen Partei, der betonte, dass die ganze bisherige, also milde Politik Deutschlands gegenüber Russland ein Fehler gewesen sei und dass man sie ändern müsse, habe gerade die Wahlen für den CDU-Vorsitz verloren. Er habe gesagt, dass man die Füllung von Russlands Taschen mit Geld aus der Pipeline nach Deutschland und die Unterstützung von russischen Interessen, die im Gegensatz zu den westlichen stehen würden, beenden müsse. Er werde nicht die Chance haben, wenigstens zu versuchen, diese Perspektive umzusetzen.
Nach kurzem Zögern, erinnert Haszczyński, sei erneut grünes Licht für die Fertigstellung von Nord Stream 2 gegeben worden. Ein deutliches Zeichen an den Kreml, dass dieser mit Nawalny tun könne, was er wolle. Vielleicht besser nicht jetzt, da sich gerade alle darin überbieten, wer stärker empört ist. Und es bleibe schließlich noch ein wenig Pipeline zu legen. Aber wenn der Bau fertig sei und Deutschland für lange Jahre mit weiteren Milliarden-Interessen an Russland gebunden sei, dann werden wir Putin sagen: “Nächstes Mal, da könnten sie es wirklich bereuen”, fasst Haszczyński die aktuelle Politik des Westens in Bezug auf Moskau zusammen.
Rzeczpospolita: Trotz Verbot - Unternehmer nehmen Betrieb wieder auf
Am vergangenen Wochenende und am Montag haben Dutzende von Unternehmen aus der Touristik- und Gastronomiebranche ihren Betrieb, trotz geltendem Verbot, wieder aufgenommen, berichtet in der aktuellen Ausgabe ebenfalls die konservative Rzeczpospolita. In den kommenden Tagen könnte die Zahl der Pubs, Restaurants, Hotels und anderer Objekte, die trotz dem offiziellen Lockdown der Branche ihre Pforten wieder öffnen weiter in die Höhe schnellen, prophezeit das Blatt. Besonders, da sich der Aktion mit Fitnessstudios eine weitere Branche angeschlossen habe.
“Wir wollen uns gut vorbereiten und zeigen, dass wir die Sache strategisch angehen”, zitiert die Rzeczpospolita den Vorstand der Polnischen Fitness-Föderation Tomasz Napiórkowski, der am Montag die Reaktivierung der Branche Anfang Februar angekündigt hatte.
Am Montagnachmittag seien auf der interaktiven Karte des freien Business etwa 150 Firmen verzeichnet worden. In Wirklichkeit können es jedoch viel mehr sein. “Ein Teil der Unternehmen öffnet ohne Pauken und Trompeten”, erklärt die Restaurantbesitzerin aus dem Bergkurort Karpacz, Anna Stelmach.
“Eine zweite Protestwelle bahnt sich an und die wird viel größer sein”, fügt der Ideengeber der Aktion “Góralen-Veto”, Sebastian Pitoń hinzu.
Gazeta Wyborcza: Wiedereröffnung langsamer als angekündigt
Die linksliberale Gazeta Wyborcza macht in ihrem Kommentar indes darauf aufmerksam, dass die Skala des Ungehorsams in den eingefrorenen Branchen bisher geringer ist, als ursprünglich angekündigt. In Karpacz etwa, seien nur einzelne Objekte wiedereröffnet worden - ein Restaurant und einige Pensionen. Diejenigen, die ihren Betrieb noch nicht wieder aufgenommen haben, lesen wir, würden der Regierung, laut eigenen Aussagen, noch ein paar Tage Zeit für eine Entscheidung geben wollen. Wenn es jedoch bis Ende der Woche keine Reaktion gebe, dann würden sie Lifts und Hotels öffnen wollen.
“Sollen wir bis März warten, bis der Schnee schmilzt, unser Zubehör ausverkaufen und Konkurs melden?”, fragt Jędrzej Stanek, Miteigentümer des Skilifts Relaks in Karpacz. Vom Staat, so Stanek, hätte er keine Unterstützung erhalten und der Unterhalt de Pisten koste 2000 zł (etwa 500 Euro) täglich. Dabei gebe es keine Studien, die zeigen würden, dass Sport auf der frischen Luft gefährlich ist und die Pisten geschlossen bleiben müssen, zitiert Gazeta Wyborcza den Unternehmer.
Dziennik/Gazeta Prawna: Schulstart ohne bedeutenden Einfluss auf Epidemie?
Seit gestern sind die Schüler der I-III Grundschulklassen wieder in den Schulen. Laut Experten sollte dies aber keinen bedeutenden Anstieg von Neuinfektionen nach sich ziehen, wie es im September der Fall war, schreibt das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna.
“Damals sind alle Jahrgänge in die Schule gegangen, gleichzeitig waren auch Restaurants, Bars und die ganze Wirtschaft geöffnet. Heute gelten die Einschränkungen weiterhin und die Rückkehr in die Schulen ist nur auf wenige Jahrgänge begrenzt”, betont im Interview mit dem Blatt der Mitautor des Epidemiemodells dr Franciszek Rakowski von der Warschauer Universität.
Aus der von seinem Team vorbereiteten Prognose gehe hervor, dass auch nach der Rückkehr der Jüngsten in die Schulen Ende Januar etwa 2,5 Tausend Fälle täglich identifiziert werden sollten. In den letzten Tagen, erinnert das Blatt, sei die Zahl der neuen Fälle auf ca. 7 Tausend täglich gefallen. Als Gefahr könne sich jedoch die britische Mutation des Virus erweisen, die durch ihre höhere Ansteckungsfähigkeit einen erneuten Anstieg von Neuinfektionen nach sich ziehen könnte, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Gazeta Polska Codziennie: Albicla ist für freie Menschen
Und: Die nationalkonservative Gazeta Polska Codziennie wirbt in der heutigen Ausgabe für eine neue Social Media Plattform für, so wörtlich, freie Menschen. “Polnische Antwort auf Zensur!”, lesen wir im Aufmacher. Der neue Service Albicla, so das Blatt, sei eine Antwort auf die Zensur, die die Mediengiganten einführen, wie etwa die neuliche Sperrung der Social-Media-Konten von US-Präsident Trump. Ab Mittwoch könne man sich schon registrieren. “Wir wollen, dass die Menschen auf der Plattform frei diskutieren können”, erklärt der Chefredakteur von Gazeta Polska Codziennie Tomasz Sakiewicz. Albicla sei eine Abkürzung des lateinischen Namens “Weißer Adler” “Albus Aquila”, lesen wir in Gazeta Polska Codziennie.
Autor: Adam de Nisau