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Prof. Żaryn: Moskaus Narration trifft im Westen auf fruchtbaren Boden

14.01.2021 12:34
Die russische Botschaft in Polen hat in einem Tweet an die, ihrer Ansicht nach, "Befreiung" Polens durch die Rote Armee erinnert. Polnische Historiker sind anderer Meinung.
Prof. Jan Żaryn
Prof. Jan ŻarynPAP/Rafał Guz

Die russische Botschaft in Polen hat in einem Tweet an die, ihrer Ansicht nach, "Befreiung" Polens durch die Rote Armee erinnert. Polnische Historiker sind anderer Meinung.

Geht es nach dem Historiker Prof. Jan Żaryn, der den Tweet der russischen Botschaft in Polen für das Portal wPolityce kommentiert, so sei die Auffassung des Kremls, dass die Rote Armee Polen im Januar 1945 von den Nazis befreit habe, im Einklang mit der traditionellen Narration und historischen Politik Russlands. Diese narrative Konstanz, so der Professor, sei das Ergebnis des Bewusstseins, dass die westliche öffentliche Meinung in erster Linie ein fruchtbarer Boden für solche Darstellungen sei.

Die Nationen Westeuropas hätten nicht viel Gelegenheit gehabt, die Realität des kommunistischen Systems zu erleben. Stattdessen seien sie mit fast götzendienerischen Apotheosen über den Kommunismus durchtränkt worden, die seit Jahrzehnten von westlichen Intellektuellen praktiziert werden - nützlichen Idioten - wie sie von Sowjets genannt werden sollen, erklärt Żaryn.

Um dies zu ändern, müsste der Westen Europas diese innere, intellektuelle Schwäche bekämpfen und eine Neudefinition von Ereignissen wie dem Mai 1968 sowie das Wissen über den Ribbentrop-Molotow-Pakt oder den Eintritt der Sowjets in Polen, den baltischen Staaten und anderen Regionen Mittel- und Osteuropas schaffen. Solange Westeuropa nicht in der Lage sei das wahre kommunistische Erbe zu verstehen, werde Russland seine historische Politik fortsetzen. Nämlich die Rückkehr in den imperialen Raum, den Moskau zu Zeiten Stalins und seiner Nachfolger besaß, schließt der Historiker sein Kommentar zu der Aussage der russischen Botschaft in Polen ab.


wpolityce/ps/jc