Deutsche Redaktion

"Das andere Butscha". Russische Verbrechen in Mali

17.05.2022 19:39
Presseerklärung des Sprechers des ministerialen Koordinators der polnischen Geheimdienste.
Stanisław Żaryn
Stanisław ŻarynPAP/Paweł Supernak

"Russische Kriegsverbrechen und Terror gegen Zivilisten sind kein Zufall. Es sind typische Aktionen der imperialen Politik Russlands. Das belegen die dramatischen Berichte aus der Ukraine, aber auch die Ereignisse in Mali, wo die russische Barbarei immer sichtbarer wird. Die interne Situation in Mali bleibt instabil, während Zeugen, Korrespondenten und Menschenrechtsorganisationen über ein beispielloses Ausmaß an Aggression berichten, insbesondere nachdem russische Söldner im Land erschienen sind. Einerseits bleiben dort dschihadistische Rebellen aktiv, andererseits unterstützen Mitglieder der für ihre Grausamkeit bekannten Wagner-Gruppe die malische Armee im Kampf gegen die Islamisten.

Die Rolle und Aktivität der Wagner-Gruppe hat zugenommen, nachdem Frankreich den Abzug seiner Truppen angekündigt hat. Es gibt Berichte über zunehmend grausame Akte der Aggressionen, Massengräber und Morde durch die malischen Truppen in Zusammenarbeit mit russischen Söldnern. Während die Russen behaupten, sie bekämpften Dschihadisten und ihre Kollaborateure, begehen sie Aggressionen und Verbrechen. Das bisher größte Massaker ereignete sich vermutlich im März in Moura, einem Dorf im zentralen Teil des Landes, in dem Massenmorde an der lokalen Bevölkerung verübt wurden. Mitglieder der Wagner-Gruppe, die in Mali Dschihadisten bekämpfen sollten, werden beschuldigt, dieses Verbrechen begangen zu haben, bei dem mindestens 300 Zivilisten getötet wurden. Zeugen sprechen von Massenverhaftungen unter Zivilisten, Folterungen und Hinrichtungen. Sie berichten auch, dass mindestens 100 Soldaten, die Russisch sprechen, vor Ort anwesend waren.

Die Region, in der sich Moura befindet, wird als Zentrum der Islamisten beschrieben, aber das ist keine Entschuldigung für solch ein schreckliches Gemetzel oder gar ethnische Säuberung. An mindestens neun Orten wurde über Gräueltaten der Wagner-Gruppe berichtet. Zusammen sollen etwa 500 Menschen getötet worden sein. Auch im Dorf Hambori kam es nach Zeugenaussagen zu einem Massenmord und es werden ständig neue Massengräber entdeckt. Die Wagner-Gruppe versucht auch, die von ihr begangenen Morde zu nutzen, um die Schuld auf die französische Armee zu schieben, die sich aus Mali zurückzieht.

Was in Mali mit Unterstützung russischer Söldner passiert, ist kein Zufall, sondern eine gezielte Taktik und eine für Putins kriminelles Regime typische Aktion. Wie im Fall der „Spezialoperation“ in der Ukraine gilt auch für den Kampf gegen die Islamisten in Mali: Russland ordnet Terror an, schüchtert die Bevölkerung mit unbeschreiblicher Grausamkeit ein und verübt Massenverbrechen. Es gibt einen Grund, warum Weltmedien die Verbrechen in Mali als "das andere Butscha" bezeichnen: In beiden Fällen wurden Zivilisten getötet und ihre Leichen in Massengräbern vergraben.

Die Verübung von Verbrechen ist eines der Elemente der Terror- und Aggressions-Kampagne, die seit dem Auftauchen russischer Söldner in Mali geführt wird. Gleichzeitig werden, was auch für russische Aktionen charakteristisch ist, Desinformationsoperationen durchgeführt. Ziel der russischen Propaganda ist es, westliche Länder zu diskreditieren und Russland als Garant für Frieden und Stabilität darzustellen.

Aber durch das Begehen von Verbrechen haben die Russen wieder einmal ihr wahres Gesicht gezeigt. In Mali – wie in der Ukraine – sind sie keine Befreier oder Verbündete, die Hilfe zusichern, sondern Aggressoren, die eine Bedrohung für die Zivilbevölkerung darstellen.

Stanisław Żaryn, Direktor der Nationalen Sicherheitsabteilung und Sprecher des polnischen Koordinators für Geheimdienste.