Deutsche Redaktion

Sigmar Gabriel: Berlin hätte Polens Warnungen vor Russland ernst nehmen müssen

23.09.2022 08:10
Mit dem Einmarsch in die Ukraine wollte Russland "eine Supermacht werden, die um die globale Führung konkurriert", so der ehemalige SPD-Vorsitzende.
Sigmar Gabriel
Sigmar GabrielPhoto: Wikimedia Commons

"Deutschland hat einen großen Fehler gemacht, indem es die Warnungen Polens ignoriert hat", sagte der ehemalige Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel. "Unsere osteuropäischen Partner haben uns gewarnt, dass unsere Wahrnehmung Russlands falsch ist", fügte er hinzu. "Die Deutschen, vor allem wir Sozialdemokraten, dachten, dass wir mit der erfolgreichen Entspannungspolitik den richtigen Weg im Umgang mit Moskau gefunden haben", so Gabriel.

"Dieser erklärbare, aber im Kern arrogante Ansatz war aus meiner Sicht unser größter Fehler", fügte er hinzu.

Nach Ansicht des ehemaligen SPD-Vorsitzenden wollte Russland mit dem Einmarsch in die Ukraine "eine Supermacht werden, die um die globale Führung konkurriert".

Gabriel, der auch deutscher Ex-Wirtschafts- und Außenminister ist, sagte dem Spiegel, dass Wladimir Putin geglaubt habe, "es gäbe eine günstige Gelegenheit, das russische Imperium wiederzubeleben". Putin habe sich jedoch "verrechnet" und werde deshalb "zum Juniorpartner von Xi Jinping [Chinas Staatschef - Anm. d. Red.]", so der hochrangige deutsche Politiker.

Gabriels Äußerungen kommen nach den Aussagen der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. "Die Lehre aus diesem Krieg ist, dass wir auf diejenigen hätten hören sollen, die Putin kennen", sagte sie in ihrer Rede zur Lage der Nation 2022 in Straßburg letzte Woche. "Wir hätten auf die Stimmen innerhalb unserer Union hören sollen - in Polen, in den baltischen Staaten und in ganz Mittel- und Osteuropa. Sie haben uns seit Jahren gesagt, dass Putin nicht aufhören würde", so von der Leyen.


dw.com, tysol.pl/jc