Deutsche Redaktion

Kreml missachtet eigene Mobilisierungskriterien

25.09.2022 07:16
So werden zum Beispiel Studenten und Männer mobilisiert, die überhaupt keinen Wehrdienst geleistet haben. 
Der Kreml versucht 300.000 Mnner in die Armee einzuberufen und in den Krieg gegen die Ukraine zu schicken
Der Kreml versucht 300.000 Männer in die Armee einzuberufen und in den Krieg gegen die Ukraine zu schickenPAP/EPA/MAXIM SHIPENKOV

Die Einberufungsbescheide zur Armee sollen telefonisch oder mitten in der Nacht übermittelt werden, berichten Medien. Der Kreml missachte selbst auferlegten Kriterien für seine "Teilmobilisierung", urteilt das amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW). Nach Angaben der Denkfabrik würden die lokalen Behörden gezwungen sein, jegliche Soldaten zu rekrutieren, solange sie die festgelegte Zahl der mobilisierten Soldaten erreichen. Dieser Ansatz werde dazu führen, dass der Kreml zwar die angestrebte Zahl der Mobilisierten erreiche, im Gegenzug aber unmotivierte Soldaten und erhebliche Unzufriedenheit in der Gesellschaft erhalte, so das ISW.

Das Vorgehen der Behörden führe auch dazu, dass nicht-ethnische russische Staatsbürger sowie Männer aus Zuwanderergemeinschaften unverhältnismäßig oft mobilisiert werden, so das Institut. In der asiatischen Republik Burjatien, die zur Russischen Föderation gehört, sollen unabhängigen Medienberichten zufolge bereits 25 Prozent der männlichen Bevölkerung der 5.000 Einwohner zählenden Kleinstadt Kurumkan einberufen worden sein.

Anderen Berichten unabhängiger Medien zufolge sollen die Maßnahmen der regionalen Behörden über die angekündigten Kriterien hinausgehen, nur Reservisten mit Erfahrung zu mobilisieren. So sollen zum Beispiel Studenten und Männer mobilisiert werden, die überhaupt keinen Wehrdienst geleistet haben. Die Einberufung zur Armee werde telefonisch oder mitten in der Nacht bekannt gegeben. Einberufen sollen auch Russen werden, die gegen die Mobilisierung oder den Krieg in der Ukraine protestieren.

"Die Ankündigung einer Teilmobilisierung und die offene Nichteinhaltung selbst der von den Behörden auferlegten Kriterien kann einen großen Teil der Bevölkerung verärgern, der den Einmarsch in die Ukraine, der sie persönlich weniger betrifft, bisher eher toleriert hat", so die Einschätzung des ISW.


PAP, dziennik.pl/ps