Der von 2015 bis 2020 das Amt des griechischen Präsidenten ausübende Pavlopoulos merkte an, dass sowohl sein Land als auch Polen offiziell Reparationen von Deutschland für den Zweiten Weltkrieg gefordert hätten.
Griechenland dränge darauf, dass Deutschland „einen Kredit zurückzahlt, den es während des Krieges von der griechischen Zentralbank erzwungen hatte", sowie die Ansprüche einzelner Opfer befriedigt, fügte er hinzu.
„Deutschland bestätigte seine Verpflichtungen, indem es die ersten Raten des Darlehens vor Ende des Zweiten Weltkriegs zahlte. Nach der Kapitulation Deutschlands im Jahr 1945 wurde jedoch ein großer Teil des Darlehens nie zurückgezahlt", sagte Pavlopoulos.
In seiner Würdigung einzelner Opfer deutscher Gräueltaten erwähnte Pavlopoulos das Massaker der deutschen Nazis in der griechischen Stadt Distomo im Jahr 1944. Damals sind mehr als 200 Zivilisten getötet worden. Er erinnerte auch an die Verbrechen der deutschen Truppen in Polen und Italien. Die Nachkommen der Opfer von Distomo würden trotz positiver Urteile griechischer Gerichte immer noch versuchen, ihre Rechte einzufordern.
Pavlopoulos forderte Deutschland auf, „Verantwortung für seine Taten zu übernehmen". Ihm nach, sei es „möglich", dass die Frage der Reparationen „in naher Zukunft vor ein internationales Tribunal gebracht werden könnte".
Geht es nach dem Ex-Präsidenten, sei der Internationale Strafgerichtshof (ICC) mit Sitz in Den Haag am besten dafür geeignet.
„Wir haben es mit einem mächtigen Land zu tun. Da wir eine Entschädigung für den Zweiten Weltkrieg anstreben, könnte man versuchen uns einzuschüchtern, aber wir glauben, dass unsere Forderungen gerecht sind (...). Polen und Griechenland haben das Recht auf Entschädigung. Der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden", erklärte er.
Die deutschen Behörden seien „sehr empfindlich, wenn es um die Rechtsstaatlichkeit geht, aber wenn es um die Einhaltung der Gesetze auf ihrer Seite geht, sagen sie, dass dies ein Thema ist, das der Vergangenheit angehört", fügte Pavlopoulos hinzu.
An der Athener Konferenz über Gerechtigkeit nach Konflikten haben Politiker, Juristen und Wissenschaftler aus Polen, Griechenland, Italien und Serbien teilgenommen., darunter auch Polens Vize-Außenminister Arkadiusz Mularczyk. Unter dem Titel „Post-Conflict Justice: Opening Legal Paths" wurde die Veranstaltung von der polnischen Regierung und der Europäischen Organisation für öffentliches Recht (EPLO) organisiert.
Im September letzten Jahres hatte die polnische Regierung die von Polen während des Zweiten Weltkriegs durch Nazi-Deutschland erlittenen Verluste auf insgesamt 1,3 Billionen Euro beziffert. Im Oktober unterzeichnete der polnische Außenminister Zbigniew Rau eine offizielle Note an die Regierung in Berlin, in der er Kriegsreparationen forderte. In einer Antwort auf die Note bezeichnete die deutsche Regierung die Frage der Reparationen und Entschädigungen für die Verluste aus dem Zweiten Weltkrieg als abgeschlossen. Berlin beabsichtige nicht, in dieser Angelegenheit Verhandlungen aufzunehmen, so die Bundesregierung.
PAP/eplo.int/ps/adn