Deutsche Redaktion

Kissinger war „Hauptarchitekt der Realpolitik“

30.11.2023 10:40
Am Mittwoch verstarb Henry Kissinger im Alter von 100 Jahren. Der ehemalige US-Außenminister, nationale Sicherheitsberater und Diplomat hinterlässt ein Erbe, das von außerordentlicher politischer Weitsicht und Kontroversen geprägt ist. 
Henry Kissinger
Henry Kissinger Fontana/Fotogramma / Zuma Press / Forum

Professor Zbigniew Lewicki, Politologe an der Kardinal-Stefan-Wyszynski-Universität, beschrieb Kissinger als „Geostrategen im wahrsten Sinne des Wortes“. In einem Interview mit der Presseagentur PAP, betonte Prof. Lewicki, dass Kissinger die Konsequenzen politischen Handelns nicht nur im Kontext von Jahren, sondern von Generationen verstand. Diese Fähigkeit, langfristige Auswirkungen zu antizipieren, machte ihn zu einer herausragenden Figur in der amerikanischen Außenpolitik.

In den 1960er Jahren begann Kissinger seine politische Laufbahn und wurde schließlich Nationaler Sicherheitsberater und später Außenminister unter Präsident Richard Nixon.

Lewicki hob hervor, dass Kissinger das Glück hatte, mit einem Präsidenten zusammenzuarbeiten, der ebenfalls ein profundes Verständnis für Außenpolitik besaß. Dies trug dazu bei, Kissinger zu einem der bedeutendsten Denker und Macher der Außenpolitik im 20. Jahrhundert zu machen. Trotz seiner Erfolge war Kissinger nicht frei von Kontroversen. Als prominenter Geostratege und Politiker zahlte er den Preis für seine Entscheidungen. Lewicki betonte jedoch, dass dies unausweichlich sei für diejenigen, die zur Entwicklung der Weltpolitik und strategischer Konzepte beitragen wollen.

Geboren 1923 als Heinz Alfred Kissinger in einer deutsch-jüdischen Familie aus Bayern, floh er 1938 vor dem Nazi-Regime in die USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er seine akademische Laufbahn in Harvard und engagierte sich in den 1960er Jahren zunehmend in der Politik. Kissinger's Einfluss auf die US-Außenpolitik erreichte seinen Höhepunkt in den frühen 1970er Jahren. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Öffnung der Beziehungen zu China und trug zur Beendigung des Vietnamkrieges bei.

Sein Beitrag zur Normalisierung der Beziehungen zur UdSSR und die Rolle bei der Beendigung des Jom-Kippur-Krieges im Nahen Osten festigten seinen Ruf als Hauptarchitekt der Realpolitik, findet Prof. Lewicki. 

Nach dem Verlust von Gerald Fords Präsidentschaft blieb Kissinger einflussreich, wenn auch mit abnehmendem Einfluss. Er beriet informell nachfolgende Präsidenten und hinterließ ein Erbe als Geostratege, der nicht nur die politische Landschaft seiner Zeit prägte, sondern auch Lehren für die Zukunft hinterließ.

Henry Kissinger wird als eine der einflussreichsten Figuren in der Geschichte der US-Außenpolitik in Erinnerung bleiben.


Quelle: PAP/jc