Internationale Bekanntheit erlangte Krall mit ihrem 1977 erschienenen Buch „Zdążyć przed Panem Bogiem“ („Dem Herrgott zuvorzukommen“). Das Werk basiert auf einem Gespräch mit dem legendären Anführer des Aufstands im Warschauer Ghetto, Marek Edelman. „Ich wollte zeigen, was in einem Menschen in einer Extremsituation geschieht – und wie man dabei seine Würde bewahren kann“, sagte Krall in einem Interview über das Buch.
Ihr literarisches Debüt gab Krall 1972 mit dem Reportageband „Na wschód od Arbatu“ („Östlich vom Arbat“), der auf ihren Erfahrungen als Korrespondentin in der Sowjetunion basiert. Es folgten zahlreiche weitere Werke, darunter „Sibirien. Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, „Sechs Schattierungen von Weiß“ und „Die Untermieterin“.
Zentrales Thema ihres Schaffens ist der Holocaust und das Leben der polnischen Juden nach dem Zweiten Weltkrieg. Krall wurde 1935 (nach anderen Angaben 1937) in Warschau geboren. Während der deutschen Besatzung verlor sie ihren Vater und einen Großteil ihrer Familie im Konzentrationslager Majdanek. Sie selbst überlebte nur durch die Hilfe von mehreren Polen, wie sie später schilderte.
„Die Geschichte der polnischen Juden ist nicht nur Geschichte – sie ist auch Gegenwart, Erinnerung und Verantwortung“, betonte Krall mehrfach in Interviews.
Für ihr literarisches Lebenswerk wurde die Autorin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Literaturpreis des Polnischen PEN-Clubs, der Große Kulturpreis der Stiftung für Kultur sowie das Komturkreuz des Ordens Polonia Restituta. 2014 erhielt sie zudem die Goldmedaille „Zasłużony Kulturze Gloria Artis“.
PAP/jc