Nawrocki zeigte sich am Wahlabend siegessicher und sprach von einem „historischen Moment“. „In dieser Nacht wird der Sieg zu uns kommen. Und morgen werden die Polen mit Präsident Nawrocki aufwachen“, sagte er vor jubelnden Anhängern. Der PiS-Kandidat kündigte an, die gespaltene Gesellschaft wieder zusammenzuführen. „Wir werden ein in zwei Teile zerbrochenes Polen wieder zusammenfügen“, so Nawrocki. Er sprach von einer „einzigartigen Wahl seit 1989“ und dankte den Wählerinnen und Wählern „von Herzen“. „Vor allem haben wir uns nicht brechen lassen. Es ist uns gelungen, das patriotische Lager in Polen zu vereinen.“
Trzaskowski hatte zunächst auf Grundlage von Exit-Polls den Sieg für sich reklamiert. Nach einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos für mehrere Fernsehsender lag er mit 50,3 Prozent knapp vor Nawrocki. Doch im Verlauf des Abends änderten sich die Zahlen: Zwei sogenannte Late-Polls, die später veröffentlicht wurden, sahen Nawrocki jeweils vorne – zunächst mit 50,7 zu 49,3 Prozent, später mit 51 zu 49 Prozent.
Die knappe Niederlage bedeutet für Trzaskowski eine Wiederholung des Ergebnisses von 2020. Damals verlor er in der Stichwahl gegen den PiS-Amtsinhaber Andrzej Duda mit fast identischem Ergebnis: Trzaskowski kam auf 48,97 Prozent, Duda auf 51,03 Prozent der Stimmen.
Der PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński zeigte sich überzeugt vom Wahlsieg seines Kandidaten. Die Wahl sei ein Beweis dafür, dass „der patriotische Geist in Polen lebt“, sagte er in Warschau.
Die Wahl war von einer hohen Polarisierung zwischen dem konservativen und dem liberalen Lager geprägt. Beobachter sprachen bereits im Vorfeld von einer Schicksalswahl für das politische Gleichgewicht im Land. Die klare Trennung der politischen Lager spiegelt sich auch im äußerst knappen Ergebnis wider.
Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass die PiS trotz eines Rückschlags bei der Parlamentswahl im Herbst 2023 wieder ein bedeutendes Amt auf nationaler Ebene für sich gewinnen konnte. Die künftige Zusammenarbeit zwischen Präsident und der von Donald Tusk geführten pro-europäischen Regierung dürfte damit erheblich erschwert werden.
PAP/IAR/jc