Deutsche Redaktion

Tusk kündigt Vertrauensvotum an: „Erster Test für die Koalition“

02.06.2025 20:37
Premierminister Donald Tusk hat angekündigt, dass er in den kommenden Tagen den Sejm um ein Vertrauensvotum für seine Regierung bitten wird. In einer Rede am Montag bezeichnete er diesen Schritt als „ersten Test“ für die Regierungskoalition vom 15. Oktober – und als Auftakt zur möglichen Zusammenarbeit mit dem neu gewählten Präsidenten Karol Nawrocki.
Wystąpienie premiera Donalda Tuska po wyborach prezydenckich
Wystąpienie premiera Donalda Tuska po wyborach prezydenckichTwitter/Donald Tusk

Der Kandidat der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Karol Nawrocki, hatte die Präsidentschaftswahl knapp gegen Rafał Trzaskowski gewonnen. Nawrocki erhielt 50,89 Prozent der Stimmen, Trzaskowski 49,11 Prozent. „Unabhängig davon, wie wir den siegreichen Kandidaten bewerten, müssen wir seinen Sieg anerkennen und seinen Wählern gratulieren, was ich hiermit tue“, sagte Tusk.

Schwierige Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten?

Tusk deutete an, dass die Zusammenarbeit mit Präsident Nawrocki eine Herausforderung werden könnte. „Ein Notfallplan, der eine schwierige Koexistenz vorsieht, ist vorbereitet“, erklärte er. Dennoch zeigte er sich offen für Dialog: „Wenn er Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigt, wird das eine positive Überraschung sein, auf die wir mit voller Offenheit reagieren werden.“ 

„Wir starten, egal unter welchen Umständen“ 

Der Premierminister betonte, dass seine Regierung trotz möglicher Blockaden handlungsfähig bleiben werde. „Wir starten mit der Arbeit ungeachtet der Umstände, denn dafür wurden wir gewählt“, sagte Tusk. „Wir werden bereits ausgearbeitete Gesetzentwürfe vorlegen und, wenn nötig, regieren und Entscheidungen treffen – auch wenn der Präsident versucht, gute Veränderungen zu blockieren.“

Tusk verwies auf eine Vielzahl an Aufgaben, die vor seiner Regierung stünden: „Es gibt zu viel zu tun – von internationalen Fragen, dem Aufbau einer starken Armee und Wirtschaft, der Re-Polonisierung der Industrie, bis hin zu sozialer Sicherheit, staatlichen Dienstleistungen und dem Kampf gegen Kriminalität.“

„Erster Test für die Einheit der Koalition“

Die geplante Vertrauensabstimmung sieht Tusk auch als Bewährungsprobe für die Regierungsmehrheit. „Dieser Plan wird Einheit und Mut der gesamten Koalition vom 15. Oktober erfordern“, betonte er. „Ich will, dass alle – auch unsere Gegner im In- und Ausland – sehen, dass wir vorbereitet sind, dass wir den Ernst des Augenblicks verstehen, aber dass wir keinen Schritt zurückweichen werden.“ 

Zusammenarbeit im Rahmen der Verfassung 

Tusk unterstrich, dass seine Regierung den verfassungsmäßigen Rahmen respektieren werde: „Im Einklang mit der Verfassung und meinem Gewissen werden wir mit dem neuen Präsidenten überall dort zusammenarbeiten, wo es notwendig und möglich ist.“ Gleichzeitig räumte er ein: „Es könnte schwieriger werden, als viele von euch gestern bei der Wahl dachten. Aber das ändert nichts an meiner Entschlossenheit und dem Willen, für alles zu kämpfen, woran wir gemeinsam glauben.“ 

Appell an Trzaskowski-Wähler 

Zum Abschluss wandte sich Tusk direkt an die Unterstützer des unterlegenen Kandidaten Rafał Trzaskowski: „Ich weiß, was ihr fühlt, aber denken wir daran – wir haben uns auf etwas Großes geeinigt, das Kraft, Ausdauer und vielleicht mehr Zeit erfordert, als wir uns wünschen würden. In der Demokratie endet der Kampf nie. Ich glaube an euch, ich glaube an Polen.“

PAP/jc

 

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Trzaskowski gratuliert Nawrocki: „Es tut mir leid, dass wir nicht gemeinsam gewonnen haben“

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Nach der knappen Niederlage bei der Präsidentschaftswahl hat der unterlegene Kandidat der Bürgerkoalition (KO), Rafał Trzaskowski, dem Wahlsieger Karol Nawrocki zum Sieg gratuliert. In einer Erklärung am Montag sprach Trzaskowski Nawrocki seine Glückwünsche aus und betonte, dass ein solcher Sieg „verpflichtet – insbesondere in so schwierigen Zeiten und bei einem so knappen Ergebnis“.

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