Deutsche Redaktion

Vor 45 Jahren: Kozakiewicz-Geste wird zum Symbol des Widerstands

30.07.2025 11:01
Vor genau 45 Jahren sorgte ein polnischer Leichtathlet bei den Olympischen Spielen in Moskau für weltweites Aufsehen. Am 30. Juli 1980 gewann Władysław Kozakiewicz den Stabhochsprung, holte Gold und stellte dabei einen neuen Weltrekord auf. Doch in Erinnerung blieb vor allem seine Reaktion auf das unsportliche Verhalten der sowjetischen Zuschauer: Mit dem sogenannten „Gest Kozakiewicza“ – dem angewinkelten Arm in Richtung Publikum – setzte er ein starkes Zeichen.
Ich wollte es den Hurenshnen zeigen
"Ich wollte es den Hurensöhnen zeigen"facbook/netflix

Die Geste wurde weltweit als Ausdruck des Protests gegen die sowjetische Dominanz verstanden. Für viele Polen wurde sie während der Solidarność-Streiks zum Symbol des Widerstands gegen die kommunistische Führung und die politische Abhängigkeit vom Kreml.

Kozakiewicz erklärte später, was ihn antrieb: „Ich dachte genauso wie alle anderen darüber nach, wie man diese Russen besiegen kann. Wie man sie austricksen kann. Die Olympiade neigt sich dem Ende, es sind noch zwei Tage übrig. Wir haben viele Medaillen, aber keine goldene. Sie haben uns immer ausgebootet – auf jede erdenkliche Weise, vor allem durch Betrug.“

Die sowjetischen Behörden reagierten empört. Der sowjetische Botschafter in Warschau forderte, dem Polen die Medaille abzuerkennen und ihn lebenslang zu sperren. Die damalige Regierung der Volksrepublik Polen erklärte die Geste diplomatisch als Folge eines Muskelkrampfes.

Das ikonische Foto von Kozakiewicz im Moskauer Luschniki-Stadion ging um die Welt – mit Ausnahme der sowjetischen und offiziellen polnischen Medien. In Polen wurde es im Untergrund verbreitet.

1985 verließ Kozakiewicz Polen und ging in die Bundesrepublik Deutschland. Dort startete er für das deutsche Team, stellte nationale Rekorde auf und arbeitete später als Trainer. Zwischen 1998 und 2002 war er Stadtrat in Gdynia, kandidierte später mehrfach erfolglos für das polnische Parlament und das Europaparlament. 2013 veröffentlichte er seine Autobiografie „Nie mówcie mi, jak mam żyć“ („Sagt mir nicht, wie ich leben soll“).


PAP/jc