Deutsche Redaktion

Polens Präsident fordert Reparationen – Außenminister Sikorski sieht keine Chance

02.09.2025 06:55
Polens Präsident Karol Nawrocki hat Deutschland erneut zu Reparationszahlungen für die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg aufgefordert. Bei einer Rede zum 86. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen auf der Westerplatte erklärte er am Montag, eine Partnerschaft mit Deutschland könne nur auf der Grundlage von „Wahrheit und Gerechtigkeit“ entstehen. „Als Präsident Polens fordere ich eindeutig Reparationen im Interesse des Gemeinwohls“, sagte Nawrocki.
Prsident Karol Nawrocki (l.) und Auenminister Radosław Sikorski
Präsident Karol Nawrocki (l.) und Außenminister Radosław Sikorski STACH ANTKOWIAK/Oliwia Domanska/East News, PAP/Alamy

Außenminister Radosław Sikorski reagierte skeptisch auf die Forderung. „Wenn Präsident Karol Nawrocki das schafft, bekommt er meine Stimme. Schließlich kann man die Polen nicht hinters Licht führen, oder?“, schrieb Sikorski auf der Plattform X. Er erinnerte daran, dass in der diplomatischen Note an Berlin nicht einmal das Wort Reparationen gestanden habe.

„Die Regierung ist der Meinung, dass Polen moralisch eine Entschädigung für die deutschen Verbrechen zusteht. Rechtlich gesehen ist die Sache jedoch leider aussichtslos“, erklärte Sikorski. Zugleich betonte er: „Wir werden die Initiativen des Präsidenten unterstützen.“

Nawrocki bat in seiner Rede die polnische Regierung um Rückhalt bei den internationalen Bemühungen. „Ich glaube, dass der Premierminister und die Regierung die Stimme des Präsidenten stärken werden, damit wir gemeinsam mit unseren westlichen Nachbarn eine sichere Zukunft aufbauen können“, sagte er.

Polen bringt das Thema Entschädigungen regelmäßig in Gesprächen mit Deutschland zur Sprache. Bei den ersten polnisch-deutschen Regierungskonsultationen seit 2018 Anfang Juli 2024 war Unterstützung für noch lebende Opfer des Zweiten Weltkriegs in Aussicht gestellt worden. Details blieben bislang jedoch offen.

Die PiS-Regierung hatte am 3. Oktober 2022 eine diplomatische Note an Berlin übergeben, in der sie Reparationen in Höhe von 6,22 Billionen Złoty (rund 1,35 Billionen Euro) forderte. Die Bundesregierung wies diese Forderung zurück und erklärte die Reparationsfrage als abgeschlossen.


IAR/jc