„Die deutsche Verantwortung für die von Deutschen begangenen Verbrechen bleibt bestehen, sie verjährt nicht“, sagte der Staatsminister für Kultur und Medien Wolfram Weimer. „Die deutsche Verantwortung besteht fort – auch dafür, dass sich das, was damals geschehen ist, niemals wiederholt. Diese Verantwortung geht auf die kommenden Generationen von Deutschen über“, betonte Weimer.
An der Zeremonie nahmen auch der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner, der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Geza Andreas von Geyr sowie der Leiter der Botschaft der Republik Polen in Deutschland Jan Tombiński teil. Weimer mahnte, Deutschland widme den Leiden der polnischen Gesellschaft unter der deutschen Besatzung weiterhin zu wenig Aufmerksamkeit: „Man muss wissen, was die Deutschen in Polen und anderen besetzten Ländern während des Zweiten Weltkriegs getan haben.“
Mit Blick auf die Gegenwart verband Weimer Erinnerung und aktuelle Politik: „Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und des Endes der europäischen Nachkriegsordnung ist die Zeit gekommen, zu erkennen, dass die europäische Zukunft ein gemeinsames europäisches Erinnern erfordert.“ Die konsequente Aufarbeitung der deutschen Verbrechen und das Gedenken an die Opfer hätten „zentrale Bedeutung“ für die deutsche Erinnerungskultur, sagte er.
Der polnische Diplomat Tombiński erinnerte an den Luftangriff auf Wieluń und die zivilen Opfer: „Jeder Krieg bringt Dramen und Tragödien mit sich, deren erste Opfer immer die Schwächsten sind.“ Zugleich hob er die heute enge Partnerschaft hervor: „Seit über 25 Jahren sind Polen und Deutschland Verbündete. Die Aufarbeitung der Wunden der Vergangenheit wird unsere Fähigkeit stärken, gemeinsam neue Herausforderungen zu bewältigen.“
Der Gedenkort liegt unweit von Bundestag und Kanzleramt. Dort stand während des Krieges die Krolloper, in der Adolf Hitler am 1. September 1939 seine propagandistische Rede zum Angriff auf Polen hielt. Seit Mitte Juni markiert ein 30 Tonnen schwerer Findling – der „Stein des Gedenkens für Polen 1939–1945“ – die Stelle. Er soll als provisorisches Mahnmal dienen, bis das Deutsch-Polnische Haus errichtet ist.
Auf einer Tafel am Stein steht zweisprachig: „Den polnischen Opfern des Nationalsozialismus und den Opfern der deutschen Besatzung und des Terrors in Polen 1939–1945.“ Eine weitere Informationstafel – auf Polnisch, Deutsch und Englisch – verweist darauf, dass die deutsche Besatzung in Polen „unvorstellbares Leid und Verwüstung“ hinterlassen habe. Das Projekt für das Deutsch-Polnische Haus hatte die Bundesregierung im Juni 2024 beschlossen; vor der Umsetzung ist noch die Zustimmung des Bundestags erforderlich.
PAP/jc