Polen und Deutschland wollen gemeinsam die Reform des ukrainischen Wissenschafts- und Hochschulsystems vorantreiben. Das kündigte der polnische Vize-Minister für Wissenschaft und Hochschulwesen, Andrzej Szeptycki, gegenüber der polnischen Presseagentur PAP an. Ziel sei es, die Ukraine stärker an Programme der Europäischen Union anzubinden und den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg zu unterstützen. Die Zusammenarbeit soll sich auf vier Schwerpunkte konzentrieren: die Reform des ukrainischen Wissenschaftssystems, eine intensivere Beteiligung an EU-Programmen wie Erasmus+ und Horizont Europa, mehr Mobilität für ukrainische Studierende und Wissenschaftler sowie den Einsatz von Forschung beim Wiederaufbau des Landes.
Vergangene Woche kam es zu einem trilateralen Treffen an der Polnischen Akademie der Wissenschaften zwischen Andrzej Szeptycki, dem deutschen Regierungsvertreter Marcus Pleyer sowie dem stellvertretenden ukrainischen Wissenschaftsminister Denys Kurbatov.
Nach Angaben Szeptyckis hatte Polen nach dem russischen Großangriff auf die Ukraine im Februar 2022 zunächst Nothilfe für ukrainische Forschende und Studierende geleistet. In einem nächsten Schritt wurden gemeinsame Projekte polnischer und ukrainischer Einrichtungen mitfinanziert. Die nun geplante Phase soll die Zusammenarbeit ausweiten und deutsche Partner einbeziehen, betonte der stellvertretende Minister.
Szeptycki verwies auf bewährte polnisch-deutsche Modelle, die für die Ukraine angepasst werden könnten. Dazu zählte er unter anderem das Programm „Dioscuri-Zentren der Exzellenz“, das den Aufbau von Spitzenforschungs-gruppen in Mittelosteuropa unterstützt, sowie die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung, die gemeinsame Projekte fördert. Er hob auch das vorhandene Fachwissen über die Ukraine in polnischen und deutschen Einrichtungen hervor – etwa am Zentrum für Polnische und Ukrainische Studien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).
Beide Länder – so Szeptycki – bevorzugen institutionelle Partnerschaften, bei denen Forschende, die in der Ukraine bleiben, sowie ihre Heimatinstitutionen eingebunden sind. „Die Ukraine schätzt es, dass wir nicht auf Brain Drain – also den Verlust von Fachkräften – setzen, sondern auf Brain Circulation: den Austausch von Menschen und Ideen, der ukrainische Einrichtungen stärkt“, sagte der stellvertretende Minister.
Wie er betonte, verfüge die ukrainische Wissenschaft über wertvolle Kompetenzen, insbesondere in technischen Bereichen und, nach Jahren des Krieges, auch im Verteidigungsbereich. „Auch wenn unsere Stärken und Herausforderungen unterschiedlich sind, ist dies eine für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft“, so Szeptycki. Fachleute bei dem Treffen wiesen darauf hin, dass die Integration der ukrainischen Wissenschaft in internationale Strukturen bereits im Gange sei.
Im Juli haben Vertreter aus Polen, Deutschland, der Ukraine, Italien, der Europäischen Kommission und der UNESCO in Rom eine gemeinsame Erklärung zu Wissenschaft, Forschung und Innovation in der Ukraine unterzeichnet. Ziel ist es, öffentliche und private Anstalten zusammenzubringen, um den Wiederaufbau und die Stärkung des ukrainischen Forschungs- und Innovationssystems zu unterstützen.
PAP/naukawpolsce/PR/ps