Nach der Welle der Empörung über das Interview von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merke für den ungarischen Internetkanal Partizan, hat auch Außenminister und Vizepremier Radosław Sikorski die Äußerungen Merkels zu Polen und den baltischen Staaten kommentiert. „Ich interpretiere ihre Worte so, dass sie ebenso wahr sind wie die Behauptung, niemand habe gegen Nord Stream protestiert“, sagte Sikorski am Montag in Warschau.
Sikorski erinnerte daran, dass Polen bereits 2007 gegen die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream protestiert habe. „Man sollte sich ansehen, wie die deutsche Regierung damals auf meine Worte reagierte, als ich sagte, wir mögen keine Absprachen über unsere Köpfe hinweg. Offenbar hat die Kanzlerin vergessen, wie ihr eigener Regierungskurs damals aussah“, erklärte er.
Interview sorgt für Welle der Empörung
Hintergrund ist ein Interview Merkels mit dem ungarischen Internetkanal Partizan, das die deutsche Zeitung Bild unter der Überschrift „Merkel gibt Polen Mitschuld an Putins Krieg“ zusammenfasste. In dem Gespräch selbst finden sich solche Aussagen jedoch nicht. Merkel sagte dort, Polen und die baltischen Staaten hätten 2021 ihren Vorschlag für ein neues Gesprächsformat zwischen der EU und Russland abgelehnt.
Merkel sagte in dem Interview, sie habe 2021 den Eindruck gewonnen, Wladimir Putin nehme das Minsker Abkommen nicht mehr ernst, und habe daher gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron neue Gespräche zwischen der EU und Russland vorgeschlagen. Die Worte Merkels haben in Polen hohe Wellen geschlagen. Eine Sprecherin der früheren Kanzlerin erklärte gegenüber der polnischen Presseagentur, Merkels Aussagen sprächen im Original für sich und enthielten nichts Neues.
PAP/adn