In seiner Eröffnungsrede dankte Jan Tombiński, Leiter der polnischen Botschaft in Deutschland, den Mitarbeitern des Instituts für ihre Verdienste bei der Übersetzung polnischer Literatur und beim Aufbau eines provisorischen Gedenkortes für Polen 1939–1945 in Berlin. „Sowohl in Zeiten kommunistischer Unterdrückung als auch nach der Wiedererlangung der polnischen Souveränität konnte unser Land auf die Unterstützung des Instituts zählen“, betonte der Diplomat.
Loew, Historiker und Übersetzer, nahm die Auszeichnung des polnischen Außenministeriums stellvertretend für das gesamte Institutsteam entgegen.
An der Jubiläumsfeier nahm auch der ehemalige deutsche Außenminister Heiko Maas teil. Zum Gedenkort sagte er: „Der symbolische Findling bleibt unter dem Bundeskanzleramt stehen, solange kein Denkmal entsteht, wie wir es uns alle wünschen.“ Er fügte hinzu: „An diesem Ort sollte so schnell wie möglich ein richtiges polnisches Denkmal entstehen, auf Beschluss des Bundestages.“
Maas betonte zudem die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen angesichts des Ukraine-Kriegs: „Wenn wir Deutschen verstehen, wie Polen denken, und die Polen verstehen, wie wir denken, kann Europa viele unnötige Konflikte vermeiden.“
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Zusammenarbeit mit Polen, Knut Abraham, kritisierte, dass er und keines seiner fünf Kinder in insgesamt 60 Jahren Schulbildung in Deutschland auch nur eine Minute über polnische Geschichte gelernt hätten. In seinem Wahlkreis gebe es zudem viele Menschen, die „aufrichtig glauben, es wäre gut für Europa, wenn sich Deutschland und Russland einigen würden“.
Das Deutsche Polen-Institut beschäftigt sich mit polnischer Geschichte, Politik, Kultur und Gesellschaft sowie mit den deutsch-polnischen Beziehungen. Es wurde 1980 in Darmstadt gegründet, maßgeblich initiiert von dem Übersetzer Karl Dedecius, der auch erster Direktor war. Das Institut war unter anderem Initiator der Buchreihe „Polnische Bibliothek“, in der Werke polnischer Schriftsteller erschienen.
Auf Initiative des Instituts wurde in Berlin, nahe dem Bundeskanzleramt und dem Brandenburger Tor, ein provisorischer Gedenkort für die polnischen Opfer der deutschen Besatzung 1939–1945 eingerichtet. Er wurde im Juni eröffnet und soll einem späteren, dauerhaften Denkmal mit polnisch-deutschem Haus vorausgehen.
PAP/jc