Der Marsch begann am Nachmittag am Dmowski-Kreisverkehr im Stadtzentrum und führte in Richtung des Nationalstadions. Viele Teilnehmende trugen weiß-rote Fahnen und Banner mit Ortsnamen aus dem ganzen Land sowie Abzeichen in den Nationalfarben. Das Motto der diesjährigen Veranstaltung lautete „Eine Nation, ein starkes Polen“. Im Zug waren auch Plakate mit regierungskritischen und teils vulgären Parolen zu sehen, unter anderem gegen Ministerpräsident Donald Tusk.
Neben Präsident Nawrocki nahmen zahlreiche Politiker der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) teil, darunter Parteichef Jarosław Kaczyński, sowie der ehemalige Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Auch der Konföderationsvorsitzende Krzysztof Bosak sowie Robert Bąkiewicz vom „Grenzschutzbewegung“-Bündnis waren dabei.
Innenminister Marcin Kierwiński erklärte am Abend im Sender TVN24, die diesjährige Ausgabe des Marsches sei sicherer verlaufen als in den vergangenen Jahren. Nach seinen Angaben konfiszierte die Polizei mehr als 420 Fackeln sowie rund 120 Knallgranaten, mehrere Macheten und Messer. Etwa 35 Personen seien festgenommen worden – unter anderem wegen Körperverletzung, Hehlerei, Drogenbesitzes oder Drogenkonsums.
Ausdruck von Patriotismus
Viele Teilnehmende bezeichneten ihre Anwesenheit als Ausdruck von Patriotismus. „Wir kommen jedes Jahr hierher – es ist für uns eine Tradition“, sagte Stanisław aus Żuromin der Nachrichtenagentur PAP. Auch Teilnehmerinnen aus der Region Łódź betonten, das Nationalfeiertag am 11. November sei für sie „das wichtigste aller Feste“.
Laut Jarosław Misztal, dem Direktor des Städtischen Sicherheitszentrums, verlief die Veranstaltung weitgehend ruhig. Ein einziger Zwischenfall sei gemeldet worden: Ein Teilnehmer einer linken Kundgebung habe eine Fackel auf die Treppe des US-Konsulats an der Ulica Piękna geworfen, dabei sei jedoch kein Schaden entstanden.
Am Abend erreichten die Demonstrierenden das Gelände beim Nationalstadion, wo ein Konzert stattfand. Nach Angaben der Stadt löste sich die Menge anschließend friedlich auf. „Der diesjährige Marsch war einer der ruhigsten der letzten Jahre – abgesehen von vereinzeltem Einsatz von Pyrotechnik“, sagte Misztal.
Der Unabhängigkeitstag erinnert an die Übergabe des Kommandos über die polnischen Streitkräfte durch den Regentschaftsrat an Józef Piłsudski am 11. November 1918. Vom Parlament im Jahr 1937 als Feiertag eingeführt, wurde er 1945 abgeschafft und 1989 wieder eingeführt.
PAP/jc