Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk reagierte scharf und wandte sich öffentlich an drei prominente Politiker der Opposition. In einem Beitrag auf X schrieb er: „Ich schäme mich für euch!“ Adressiert war der Kommentar an den Präsidenten Karol Nawrocki, sowie an die Oppositionspolitiker Jarosław Kaczyński und Sławomir Mentzen.
Tusk warf ihnen vor, zu nah an der AfD zu stehen. „Die Führer der von euch so geliebten deutschen Partei AfD haben gerade erklärt, dass die Polen ‘Afroamerikaner Europas’ seien, dass wir eine größere Bedrohung darstellten als Russland und dass wir Deutschland seiner Gebiete beraubt hätten“, schrieb der Premier weiter. „Ich schäme mich für euch!“
Der Vorsitzende der rechtslibertären Konfederacja, Sławomir Mentzen, wies Tusks Vorwürfe entschieden zurück. Der AfD-Politiker Keubel sei „so sehr ein AfD-Führer wie Zembaczyński ein KO-Führer“, erklärte Mentzen und warf Tusk vor, Unwahrheiten zu verbreiten. „Sie sind nicht in der Lage, einen einzigen Satz zu schreiben, ohne eine Lüge hineinzuwerfen“, schrieb er.
Auch PiS-Chef Jarosław Kaczyński schaltete sich in die Debatte ein und kritisierte den Premierminister scharf. Tusks Verhalten sei ein „weiterer Ausdruck seines sehr ‘frischen’ Patriotismus“. Kaczyński zog einen Vergleich zu einer früheren Aussage eines Kritikers, wonach „Polentum etwas Unnormales“ sei. Er fügte hinzu: „Für beide habe ich wenig übrig.“ Zudem forderte Kaczyński Tusk indirekt dazu auf, klarzustellen, dass er keine Zusammenarbeit mit der AfD anstrebe. „Wäre es Ihnen etwa peinlich zuzugeben, dass einer der AfD-Verbündeten behauptet, er würde am liebsten mit Ihnen Koalitionsgespräche führen?“, schrieb er. „Bemerkenswert.“
Die Aussagen Keubels hatten in Deutschland ebenfalls Kritik hervorgerufen. Der CSU-Politiker und deutsche Innenminister Alexander Dobrindt bezeichnete sie als „komplette Absurdität“. Man müsse „nur auf die Welt schauen“, um zu verstehen, wer die Partner Deutschlands seien – in der EU und in der NATO. Dobrindt fügte hinzu: „Auf der anderen Seite haben wir Russland, das seit vielen Jahren Krieg gegen seinen Nachbarn, die Ukraine, führt.“ Es sei unverständlich, „wie man argumentieren kann, dass nicht Russland das Problem sei, sondern Polen“.
Keubel hatte in seinen Beiträgen zudem behauptet, Polen habe „die größte Aneignung deutscher Gebiete in der Geschichte Europas“ vorgenommen und „die größte Massenausweisung in der Geschichte der Menschheit“ durchgeführt. Dass Polen nun Reparationsforderungen an Deutschland stelle, bezeichnete er als „Dreistigkeit“.
Die Debatte wurde durch ein Interview des AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla ausgelöst, in dem er erklärt hatte, Russland stelle keine Bedrohung für Deutschland dar. Ein potenziell gefährlicherer Staat könne „jedes andere Land, auch Polen“ sein.
PAP/tvn/jc