Die Kampagne „Oswajamy Podróże“ („Wir machen das Reisen vertraut“) wurde vom städtischen Verkehrsamt ZTM gestartet. Sie soll Fahrgäste zu rücksichtsvollerem Verhalten in Bussen, Straßenbahnen und der U-Bahn ermutigen. „Busse, Straßenbahnen und Stationen sind ein gemeinsamer Raum, in dem sich jeder sicher und wohlfühlen darf“, teilte der ÖPNV mit. Ziel der Aktion sei es, „Bewusstsein zu schaffen und gute Gewohnheiten zu fördern“.
Auf einem der neuen Plakate ist jedoch eine füllige Person mit einem Schweinekopf zu sehen, die Fast-Food isst und ein verschmutztes T-Shirt trägt. Laut ÖPNV soll die Figur Fahrgäste symbolisieren, die Fahrzeuge wie ein Restaurant benutzen und dadurch Verschmutzungen verursachen. Eine weitere Figur – ein Gorilla – soll auf das Blockieren von Türen und Durchgängen aufmerksam machen.
„Sei kein Gorilla. Blockiere nicht die Türen.“ – so wirbt Warschaus neuer ÖPNV-Kampagne.
Besonders die Darstellung der Schweinefigur sorgt für Protest. Die Stiftung zur Behandlung von Fettleibigkeit spricht von einer diskriminierenden Darstellung. „Das ist ein Messer in den Rücken der Menschen mit starkem Übergewicht, die ohnehin täglich mit Stigmatisierung kämpfen“, informierte die Stiftung am Sonntag. Die Figur vermittle den Eindruck, Menschen mit großem Übergewicht seien „schmutzig, ungepflegt und überall am Essen“.
Wegen der Vorwürfe schickten die Stiftungen einen Brief an Warschaus Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski. Darin fordern sie, die Kampagne auszusetzen. „Die Empörung ist groß. Man muss sich vorstellen, wie sich jemand fühlt, der im Bus neben diesem Plakat steht“, sagte Godlewska. Eine Reaktion oder Entschuldigung des Verkehrsbetriebs gebe es bislang nicht.
Auch online lösten die Plakate eine Welle von Kritik aus. Nutzerinnen und Nutzer bezeichneten die Kampagne als „respektlos“ und „voller Vorurteile“.
Die Kampagne soll nach Angaben des ÖPNV über mehrere Monate in Etappen fortgesetzt werden. In einer ersten Phase waren bereits Tierfiguren eingesetzt worden, darunter eine Schildkröte für Fahrgäste mit großen Rucksäcken und eine Henne für laut telefonierende Menschen.
PAP/jc