Deutsche Redaktion

Ex-Präsident kritisiert Polens Abwesenheit bei Londoner Gesprächen über die Ukraine

10.12.2025 06:30
Der ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski hat Warschaus Ausschluss vom hochrangigen Treffen in London zur Ukraine scharf kritisiert. Ihm zufolge habe das Land damit die Gelegenheit verpasst, seinen Einfluss in der europäischen Sicherheitsdebatte geltend zu machen.
Kwaśniewski sagte im Interview mit dem ffentlich-rechtlichen Rundfunk: Polen htte in diesem Format vertreten sein mssen. Nicht deshalb, weil wir ein Land an der Front sind, sondern weil wir ein bedeutendes Mitglied der Europischen Union sind.
Kwaśniewski sagte im Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Polen hätte in diesem Format vertreten sein müssen. Nicht deshalb, weil wir ein Land an der Front sind, sondern weil wir ein bedeutendes Mitglied der Europäischen Union sind“.Polskie Radio

Am Montag fand in London ein außerordentliches Treffen der Staats- und Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands und der Ukraine statt, um Wege zur Beendigung des andauernden Krieges in der Ukraine zu besprechen. Polen war bei den Gesprächen auffällig abwesend. Kwaśniewski sagte im Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dies sei ein strategischer Fehler gewesen. „Polen hätte in diesem Format vertreten sein müssen. Nicht deshalb, weil wir ein Land an der Front sind, sondern weil wir ein bedeutendes Mitglied der Europäischen Union sind“, betonte er.
Während er die von anderen geäußerte Enttäuschung teilte, hob er hervor, die Priorität bestehe weiterhin darin, der Ukraine zu helfen, eine Lage zu vermeiden, in der sie – wie von US-Präsident Donald Trump angedeutet – zur Kapitulation gezwungen werden könnte.

Waffenruhe ohne Garantien wäre „bloßes Hinauszögern des Unvermeidlichen“
Kwaśniewski warnte, Erwartungen an ein schnelles Kriegsende oder einen „gerechten Frieden“ seien unrealistisch. Eine Waffenruhe sei in den kommenden Monaten zwar möglich, dürfe jedoch nicht auf Kosten einer ukrainischen Kapitulation erfolgen. Der Politiker mahnte zudem, nicht davon auszugehen, dass ein möglicher Nachfolger Wladimir Putins Russlands Kurs grundlegend ändern würde. „Vielleicht wird jemand einen kleinen Tauwetter-Vorschlag machen, aber das Ziel bleibt dasselbe“, sagte Kwaśniewski. Ihm zufolge bestehe Putins Politik darin, die Ukraine mit Unterstützung der russischen Bevölkerung in Moskaus Einflussbereich zu ziehen. „Eine Waffenruhe ohne harte Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu gewähren, bedeutet lediglich, das Unvermeidliche hinauszuzögern“, fügte er hinzu.

Amerika zieht sich zurück – Europa muss handeln
Wie Kwaśniewski betonte, sei das Treffen in London angesichts der neuen nationalen Sicherheitsstrategie der USA von besonderer Bedeutung gewesen. „Es ist klar, dass Amerika sich zurückzieht – und wir müssen mehr Verantwortung übernehmen“, sagte er. Europa könne sich nämlich in Sicherheitsfragen nicht vollständig auf Washington verlassen. Der ehemalige Präsident beschrieb das Dilemma der Ukraine als existenziell: „Solange Selenskyj nicht hört, wie diese harten Garantien aussehen sollen, ergibt nichts wirklich Sinn (…). Die Amerikaner verstehen die Frage, vor der die Ukraine steht – Sein oder Nichtsein – nicht vollständig.“ Die EU stehe angesichts der neuen US-Doktrin – die Kwaśniewski nach den Erwartungen des Kremls entgegenkomme – vor derselben Herausforderung.

An den Londoner Gesprächen haben der britische Premierminister Keir Starmer, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der französische Präsident Emmanuel Macron und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz teilgenommen. Im Mittelpunkt standen die laufenden Friedensverhandlungen. Das Treffen fand nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten statt. Demnach wolle Washington mehr Verantwortung für die europäische Sicherheit auf die europäischen Staaten selbst übertragen.

PR/IAR/ps

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