Deutsche Redaktion

Deutsche Professorin: Nord Stream 2 ist unnötig und teuer

08.09.2020 13:43
Aus Sicht des Energiesektors sei die Nord Stream 2-Gasleitung unnötig und kostspielig, und ihr Bau widerspreche den Zielen der Energiewende, schrieb Professorin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Twitter.
Bundeskanzlerin Angela Merkel schliet Sanktionen gegen Nord Stream 2 nicht lnger aus und Polens Ministerprsident Mateusz Morawiecki fordert eine scharfe Bestrafung Russlands.
Bundeskanzlerin Angela Merkel schließt Sanktionen gegen Nord Stream 2 nicht länger aus und Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki fordert eine scharfe Bestrafung Russlands.JOHN MACDOUGALL/AFP/East News

Aus Sicht des Energiesektors sei die Nord Stream 2-Gasleitung unnötig und kostspielig, und ihr Bau widerspreche den Zielen der Energiewende, schrieb Professorin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Twitter.

"Die Rohrleitung war von Anfang an ein Fehler", argumentierte die Forscherin in einem Tweet und fügte hinzu, dass in der aktuellen Situation "das Ende eines Horrorfilms besser ist als ein endloser Horrorfilm." Kemfert wies darauf hin, dass das Einfrieren des NS2-Projekts im Rahmen von Sanktionen gegen Russland eine gute Lösung wäre. In ihren nachfolgenden Aussagen auf Twitter verwies die Ökonomin auch auf DIWs Studien. Laut einem 2018 veröffentlichten Bericht, der von Kemfert mitverfasst wurde, sei der Bau der Gasverbindung nicht erforderlich, um die Erdgasversorgung für Deutschland und Europa sicherzustellen.

Überschätzte Investition

Die Analyse betonte, dass die Prognose für den Verbrauch der Rohstoffe durch die am Projekt beteiligten Unternehmen überschätzt werde und das gesamte Projekt zu Verlusten von Milliarden Euro führen könnte. Kemfert wies auch darauf hin, dass der Bau der Rohrleitung nicht mit den Zielen der deutschen Energiewende vereinbar sei, die eine Umgestaltung des gesamten Sektors hin zur Reduzierung der CO2-Emissionen und des Verbrauchs fossiler Ressourcen sowie zur Umstellung auf erneuerbare Energien vorsehe. Laut der DIW-Expertin könnte die neue Rohrleitung diesen Prozess sogar behindern.

Deutsche Sanktionen gegen die Gasleitung?

Bundessprecher Steffen Seibert sagte am Montag, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe die Verhängung von NS2-Sanktionen als Reaktion auf die mutmaßliche Vergiftung des Anti-Kreml-Oppositionsführers Alexei Navalny nicht ausgeschlossen. Am Wochenende wurde eine ähnliche Position von zum Ausdruck gebracht. Außenminister Heiko Maas und Verteidigungsminister Annegret Kramp-Karrenbauer betonten, dass die russischen Behörden zur Klärung des Falles Nawalny beitragen müssen. Nach Angaben der Bundesregierung gebe es "eindeutige Beweise" für einen Versuch, einen Oppositionsaktivisten mit dem Nowitschok-Kampfstoff  zu vergiften.

Nawalny wurde am 20. August in Omsk, Sibirien, ins Krankenhaus eingeliefert. Derzeit liegt er im Charite-Krankenhaus in Berlin, wo er auf Wunsch seiner Familie aus Russland verlegt wurde.


PAP/Polskie Radio/ps