Deutsche Redaktion

Ehemaliger ABW-Offizier hat für China spioniert

19.11.2020 12:37
Der Offizier der Agentur für Innere Sicherheit (ABW) hat für den chinesischen Geheimdienst für Bargeld und attraktive Geschenke gearbeitet.
Funkcjonariusze ABW w akcji
Funkcjonariusze ABW w akcjiABW

Piotr D., ein ehemaliger Beamter der Agentur für innere Sicherheit (ABW), und Weijing W., ein mutmaßlicher chinesischer Geheimdienstoffizier, wurden von der Staatsanwaltschaft der Spionage beschuldigt. Der Pole sollte vertrauliche und geheime Informationen gegen Bargeld, attraktive Reisen oder Geschenke bereitgestellt haben. Der Chinese, der zum Zeitpunkt seiner Verhaftung einer der Direktoren der polnischen Niederlassung der Huawei-Gruppe war, sollte die Informationen dann an sein Hauptquartier weitergeleitet haben. Offiziell dauerten die Untersuchungsarbeiten gegen den chinesischen Agenten und ehemaligen ABW-Offizier über anderthalb Jahre. Piotr D. und Weijing W. wurden schließlich im Januar 2019 festgenommen.

Die Ergebnisse der Ermittler zeigen, dass Weijing W. ein chinesischer Geheimdienstoffizier ist, der mehrere Jahre in Polen tätig war und ab 2006 beim Generalkonsulat der Volksrepublik China in Gdańsk/Danzig arbeitete. 2011 war er bei Huawei beschäftigt und wurde, nach einer Unterbrechung, erneut nach Polen geschickt. Er war verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens in Polen und die Kontakte zu diplomatischen Vertretungen. 2017 wurde er Vertriebsleiter von Huawei. Seine Hauptaufgabe war es, die Produkte des chinesischen Unternehmens im öffentlichen Sektor zu verkaufen.

Nach der Festnahme von Weijing W. hat  Huawei folgende Ankündigung veröffentlicht:

"Huawei ist sich der Situation bewusst und behält sie im Auge. Wir kommentieren die Sache noch nicht. Huawei hält alle geltenden Gesetze und Vorschriften in den Ländern ein, in denen unser Unternehmen tätig ist. Darüber hinaus verlangt Huawei von jedem Mitarbeiter, dass er die Gesetze und Regeln der Länder einhält, in denen das Unternehmen Niederlassungen hat."

Der verdächtigte Chinese wurde verhaftet, und befindet sich bis heute in Haft.

Piotr D. ist ein erfahrener Beamter der Agentur für innere Sicherheit (ABW), in der er bis 2011 als stellvertretender Direktor der IT-Sicherheitsabteilung tätig war. Anschließend arbeitete er an der Militär-Universität für Technologie, dem Amt für elektronische Kommunikation und Orange Polska, wo er sich mit Fragen der digitalen Sicherheit befasste. Bei Orange war Piotr D. auch für die Zusammenarbeit mit dem polnischen Bankverband und für das Alarm-SMS-System verantwortlich.

Die "Gazeta Wrocławska" hat festgestellt, dass Piotr D. an der Universität Wrocław Vorlesungen über die "Zusammenarbeit von Diensten bei der Bekämpfung von Wirtschafts- und Steuerkriminalität" sowie Workshops zum Thema "Open Source Intelligence" gehalten hat. Seine Zuhörer waren Staatsanwälte und Richter. Nach Angaben der Ermittler hat Piotr D. seit mehreren Jahren wichtige Informationen an den chinesischen Geheimdienst übergeben, beispielsweise über das Tele-Informationsnetz der Regierung. Für seine Arbeit sollte er großzügig belohnt worden sein.

Die Staatsanwaltschaft und die Agentur für innere Sicherheit wollen nicht offenlegen, wie die Informationen an den chinesischen Geheimdienst weitergegeben wurden oder welche Beziehungen zwischen Piotr D. und Weijing W. bestehen. Es ist nicht bekannt, ob sich beide Verdächtigen der gegen sie erhobenen Anklage als schuldig bekannt haben. Laut Medien sollen beide behaupten, unschuldig zu sein. Vertreter der chinesischen Botschaft sollen während der Untersuchung sehr aktiv gewesen sein und Ermittler sogar nach China eingeladen haben.


tvp/ps