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Kardinal Müller: Polen ist seit langer Zeit im Visier obskurer Mächte

23.11.2020 12:08
In einem Interview behauptet der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dass Polen seit langer Zeit das Ziel finanzieller und politischer Mächte ist, die eine Dechristianisierung in Europa und Amerika durchführen.
Kardinal Gerhard Ludwig Mller
Kardinal Gerhard Ludwig MüllerWikipedia/Elke Wetzig/CC BY-SA 4.0

Die katholische Nachrichtenagentur Kath.net hat ein Interview mit dem ehemaligen Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, veröffentlicht. Der Theologe spricht darin über die jüngsten Ereignisse in Polen. Wie der deutsche Geistliche sagte, sei Polen "seit langem das Ziel finanzieller und politischer Mächte, die eine Dechristianisierung in Europa und Amerika durchführen". Diese Mächte nutzen "die wirklichen Straftaten von Priestern, die Homosexualität praktizieren, im Kampf gegen die Kirche instrumentell aus".

Auf der anderen Seite sollen jene Kreise jedoch selbst "die Homosexualität fördern und fordern, dass gleichgeschlechtliche Paare rechtlich mit Ehen gleichgesetzt werden und ihnen erlaubt werde, Kinder zu adoptieren". Die Falschheit dieser Kampagne zeige sich darin, so der deutsche Erzbischof, unschuldige und glaubenstreue Priester und Ordensleute anzugreifen sowie Kirchen zu demolieren und religiöse Symbole zu entweihen.

Kardinal Müller weist auch auf die in Deutschland vorherrschende Doppelmoral hin. Wie er erklärt, werde jeder, der in Berlin friedlich gegen übermäßige sanitäre Maßnahmen während der Pandemie demonstriere, streng verurteilt. Wer jedoch gleichzeitig Massendemonstrationen in Warschau organisiert und dabei alle Sicherheitsmaßnahmen missachte, werde in Deutschland nur deshalb zum "Helden der Freiheit" erklärt, weil er das Recht auf Abtreibung und Proteste gegen eine demokratisch gewählte Regierung fordere, die als "national-konservatives Regime" gebrandmarkt werde.

"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland"

Kardinal Müller bezieht sich auch auf den berühmten Sinnspruch des Dichters Paul Celan, einem Überlebenden des Holocaust, "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".

"In Polen ist die Erinnerung an die von den Deutschen ermordeten sechs Millionen Bürger und die Behandlung aller Polen als Untermenschen noch nicht verblasst. Werden wir Deutschen jemals lernen, unsere Nachbarn mit Respekt zu behandeln, ohne ewiges Besserwissen? (...) Die Sturheit deutscher Politiker und Medien mit ihrem Bild von einem "Polen auf dem undemokratischen Weg" schmerzt alle, die dieses Land und seine Bewohner kennen, und vor allem diejenigen, die nicht im Geschichtsunterricht geschlafen haben."

Dem Theologen nach, möchte niemand etwas "über das Leid und den Kampf der Polen für Freiheit und Demokratie wissen als Vergleich zu dem völlig undemokratischen Deutschland von Friedrich II. über Bismarck bis Hitler" oder über die Vorreiterrolle Polens beim Fall des Eisernen Vorhangs in Europa vor 1989. Jeder wolle aber Polen "mit westlichen Werten glücklich machen. (Abtreibung als Frauenrecht, Sterbehilfe für Kranke und ältere Menschen, frühe Sexualisierung und Gleichsetzung jeder sexuellen Beziehung mit der Ehe)".

Kardinal Müller nimmt auch den aktuellen Angriff auf Johannes Paul II. durch das Prisma der Entchristianisierungs-Kampagne wahr. Seiner Meinung nach, ziele die Zerstörung der Erinnerung an Johannes Paul II. tatsächlich darauf ab, die katholische Kirche anzugreifen.


wpolityce.pl/ps